Samstag, 25. August 2018

Warmalpilgerin Teil 5


Stempelsammlung im Pilgerpass



zurück in Naumburg


Am 27.06.2018 begab ich mich per Flieger und Zug auf die Heimreise. Dank meines Loslassens auf der Pilgerschaft, war der Rucksack klein und leicht genug fürs Handgepäck. Am Morgen hatte ich noch das 3 Monate mitgetragene Reserve-Müsli gegessen, die Reste meines Universalwaschmittels aufgebraucht und die zum zelten und Picknicken zweckentfremdete Rettungsdecke entsorgt. Jedes Gramm zählt - beim Laufen und beim Fliegen.
Beim warten auf den Bus, kamen mehrer Gruppen und auch auch einzelne Pilger an mir vorbei. Ich schaute ihnen zu, wie sie den Weg suchend über die Straße liefen. Ich konnte nachempfinden, wie es ihnen ging und erinnerte mich daran, wie Veronika und ich hier lang gegangen waren. Doch es war nicht mehr mein Thema. Es kam auch nicht das Gefühl auf, mitlaufen zu wollen. Ich war keine Pilgerin mehr und die Heimreise war jetzt dran.
Zu meiner Freude gab es auf dem Lufthansa-Flug Getränke, so dass ich meine Heimreise zwar ohne Pilgermenü, aber immerhin mit einem Gläschen Rotwein feiern konnte. 
Auf dem letzten Stück der Zugfahrt zogen wieder Städte und Wege an mir vorüber, die ich schon auf dem ersten Teil meiner Pilgerreise erlaufen hatte. Beim letzten Mal fuhr ich hier weinend lang und traurig über meinen Reiseabbruch. Doch dieses Mal schwang eher etwas Stolz mit. 
Etwas wehmütig, aber auch erfreut sah ich vom Zug aus den Naumburger Dom. Beide Gefühle hatten den gleichen Grund - die Reise ist beendet.
Mein Mann holte mich mit etwas Verspätung vom Bahnhof ab, so dass ich die ersten 500 Meter Richtung zu Hause wieder allein lief. Es war mir sogar recht so, denn ich konnte noch ein wenig die ersten Eindrücke des Ankommens für mich haben. Trotzdem freute ich mich sehr, dann meinem Mann wieder in den Armen zu liegen.
Am Abend auf dem Sofa schauten wir uns an und hatten ein Gefühl, als sei ich nicht drei Monate, sondern drei Tage weg gewesen.

Nun bin ich seit fast zwei Monaten wieder zu Hause. was geblieben ist, sind tausende von Bildern, viele schöne Erinnerungen und meine immer noch tauben Zehen.

Fazit:
- aus heutiger Sicht gehe ich nicht noch einmal pilgern
- ich kann es nur Jedem empfehlen, diese Erfahrung einmal zu machen
- eine gute Vorbereitung erleichtert Vieles
- Sprachkenntnisse sind von Vorteil
- selbst bei wenig Gepäck ist irgend etwas Überflüssiges dabei
- Pilger-/Wanderstöcke brauch man nicht - es gibt überall "Freunde des Waldes" (Äste)

Montag, 25. Juni 2018

Warmalpilgerin Teil 3


Um ans „Ende der Welt“ zu kommen wählten wir nicht den offiziellen Weg, sondern gingen an der Steilküste entlang. 
Ich hatte meinen Rucksack mit ein paar Utensilien für unseren Abschied vom Camino dabei und fühlte mich noch einmal wie Pilgerin.
Es nieselte und war nebelig. Das Meer war nur zu hören, aber nicht zu sehen.
Es war genau so, wie es uns ging. Nichts war wirklich klar.
Als wir auf den Klippen am Ende der Landzunge, am Kap Finisterre, angekommen waren, sah es tatsächlich aus, wie das Ende der Welt. Es gab nichts, außer einer dicken Nebelwand.
Am Meeresrauschen hörten wir, dass das Ende nicht das Ende ist. 
Auch unsere Pilgerschaft war noch nicht zu Ende. Eine Tradition, wer auch immer sie begonnen hat besagt, dass man ein auf dem Weg zerschlissenes Kleidungsstück dort lässt, oder gar verbrennt. Wir zelebrierten diesen  Moment würdig. Dank meines  Trockenbrennstoffes schafften wir es bei Nieselregen und Wind unsere auserkorenen Kleidungsstücke zu entzünden. 
Wir stießen mit Sekt darauf an und saßen eine Weile still da. Unser Pilgerweg war beendet. In dem Moment lichtete sich die Wolkendecke und es wurde zunehmend klarer.






Wäre das so in einem Film gekommen wär es ganz schön kitschig gewesen. Doch es war alles Echt. Jeder hatte für sich den Weg abgeschlossen und sah tatsächlich klarer.
War ich jetzt angekommen? Nein! Denn das hieße ja, es gäbe nichts mehr danach. Doch es gibt ja noch so Vieles.


Das Ende ist nicht das Ende, ist nicht das Ende

Sonntag, 24. Juni 2018

Warmalpilgerin Teil 2



Heute Früh bekamen wir noch einmal einen krönenden Herbergsabschluss. 
Punkt 6:00 Uhr klingelte ein Wecker und ein endlos erscheinendes Tütengeraschel begann. So viele Tüten und Beutel kann eigentlich kein Pilger in seinem Rucksack haben, um ne viertel Stunde damit andere Pilger, oder Warmalpilger wach zu halten. Doch dieser hatte sie.
Nach unserem letzten Herbergsfrühstück begaben wir uns zum Busbahnhof. Das war noch mal ein bissel wie pilgern.
Nach knapp 3 Stunden im völlig unterkühlt klimatisierten Bus kamen wir in Fisterra an.
Wir liefen durch die Stadt, die nur von Pilgern zu leben schien. 
Die hier zu Fuß ankommenden Pilger wirkten meist etwas ratlos, so wie ich bei meiner Ankunft in Santiago. Ich fragte mich, wie wohl meine Ankunft hier ausgesehen hätte, wenn ich weiter gegangen wär. Letztendlich sicher wohl auch nicht anders, halt nur 95 Kilometer mehr auf den Füßen. Also alles richtig entschieden. Meine Füße wollen eh nicht weiter.
Am späten Nachmittag gingen wir an den Strand auf der anderen Seite der Landzunge. Die Sonne war kaum noch zu sehen und es war nebelig. Wir gingen trotzdem noch im Meer baden.
Irgendwie fühlte sich die ganze vergangene Zeit so unreal an. Sind wir tatsächlich keine Pilger mehr?
Wir beschlossen, solange Pilgerinnen zu sein, wie wir unsere Sachen aus dem Rucksack holen und die Muschel dran haben. :-)
Morgen geht es noch zum Leuchturm am Kap Finisterra - dem vermeintlichen Ende der Welt. Vielleicht kann ich mich dort mit dem Ende meiner Pilgerschaft abfinden.


Samstag, 23. Juni 2018

Warmalpilgerin Teil 1


Gestern Abend waren wir noch mal in der Stadt. Dort trafen wir Andy wieder. Er war mit Richard, einem schweizer Pilger, den er vor ein paar Tagen getroffen hatte, unterwegs.
Ein Restaurant hatte einen Fernseher draußen und wir konnten im Freien sitzen und Fußball schauen. Natürlich waren wir wieder für die Schweiz.
Nach dem Spiel verabschiedeten wir uns von den Beiden. Sie werden morgen nach Hause fliegen.
In der Stadt war an jeder Ecke etwas los und je später es wurde, um so lebendiger wurde es. 
Am Platz vor der Kathedrale saßen und lagen immer noch Pilger.
Wir hatten immer noch nicht ganz realisiert, dass es vorbei war.

Heute Früh konnten wir ausschlafen. Ich blieb bis Mittag in der Herberge und dachte nach, schaute mir Bilder an und schrieb. Veronika wollte noch mal in die Kathedrale zur Pilgermesse.
Am Nachmittag steckten wir all unsere Sachen in die Waschmaschine und mussten nun im Bett ausharren, bis sie fertig war. Während dessen liefen  die ganze Zeit CD’s mit klassischer Musik vom Hospitaliero. Als wir dann beim Abendbrot saßen, wurden gerade Weihnachtslieder gespielt. Das war nur zu komisch, draußen waren es 33 Grad und drinnen lief „Leise rieselt der Schnee.“ Wir konnten nicht nehr vor lachen.

Dann liefen wir wieder in die Stadt. Heute gab es keinen Fußbal-Fernseher draußen und drin hielten wir es nicht lange aus. Wir wollten noch etwas vom Stadtgetümmel mitbekommen.
Wieder lebte die Stadt. Auch hier wurde die Sommersonnenwende gefeiert. Überall spielte Musik und an mehreren Stellen gab es kleinere Lagerfeuer, über die die Leute sprangen. Manche Erwachsene hatten dabei ihre Kinder auf dem Arm, oder an der Hand. 
Es war ein schöner Abend und doch eigenartig.
Vor ca. 40 Stunden hatte ich die Stadt betreten, nun bin ich nur noch als Touristin hier, nicht mehr als Pilgerin.

Morgen verlassen wir Santiago de Compostela und fahren nach Fisterra.

Freitag, 22. Juni 2018

Monto do Gozo - Santiago de Compostela


Am Ziel meines Pilgerweges

Die letzte Nacht war grausig. Draußen unterhielten sich Männer lange sehr laut, die Betten quietschten bei jeder Bewegung und Veronika schnarchte. Ich schaute stündlich auf die Uhr und um fünf hielt es mich nicht mehr im Bett. Noch vor halb sechs lief ich los.
Ich ging erst noch einmal nach oben zu den Pilgerstatuen und schaute, wie sie, auf die unten liegende Stadt. Ich konnte mir gut vorstellen, wie es ihnen gegangen sein musste.
Der einzige Wermutstropfen war, dass die Kathedrale nicht beleuchtet war. Wenn ich nicht gestern Abend schon mal kurz für ein Foto in die Richtung geschaut hätte, wüsste ich jetzt im Dunkeln nicht einmal, wo sie sich befindet.
Mit gemischten Gefühlen machte ich mich auf meine letzte Etappe auf dem Camino de Santiago.
Viele Strecken auf meinem Weg war ich allein gegangen und nun würde ich ihn allein beenden. Außer einem Café hatte alles noch geschlossen. Drei junge Leute, die scheinbar von einer Feier kamen, liefen mir entgegen und ein paar wenige Autos fuhren auf der Straße, mehr war nicht unterwegs.
Es waren nur knapp 5 Kilometer noch zu laufen und bald erreichte ich die Altstadt von Santiago. Von weitem sah ich einen der Türme der Kathedrale.
Ein LKW fuhr in einer engen Gasse an mir vorbei, sonst war Stille. Manche Häuser standen leer und könnten eine Restaurierung und Leben gebrauchen, an anderen stand ein Gerüst.
Die Ausschilderung des Weges forderte noch mal volle Aufmerksamkeit und dann kam ich plötzlich auf einen kleinen Platz. Links von mir sah ich die Kathedrale. War es das jetzt? Nein! Das war ein Seiteneingang am Praza da Inmaculada. Ich lief weiter gerade aus durch ein Stadttor mit Kreuzgewölbe und dann stand ich auf dem Kathedralsvorplatz, dem Praza do Obradoiro. In diesem Moment schlugen die Glocken 7 Uhr. Cool - Einmarsch mit geläut. :-)
Ein Pärchen lag im Schlafsack mitten auf dem Platz und ein Pilger versuchte ein Selfy mit sich und der Kathedrale hinzubekommen. Ich ging zu ihm, gratulierte zur Beendigung seines Pilgerweges und bot an, ihn zu fotografieren. So kam ich dann auch gleich an mein Bild.
Ich hatte keine Erwartung oder Vorstellung, wie es sein würde, wenn ich endlich vor der Kathedrale stehen werde. Nun war ich da. Einfach da. Auf einem fast leeren Platz vor einer Kathedrale, deren Eingangsportal eine Baustelle war. Da war, bis auf das Glockenläuten nichts erhabenes, befreiendes oder rührendes. Ok, aber ich war da.
Ich lief zurück Richtung Seiteneingang. Da begegnete mir auf der Treppe unterm Tor Steffi aus Graz. Sie erkannte mich wieder, fiel mir um den Hals, gratulierte mir und ich ihr und sie weinte vor Glück. Das war schon etwas emotional. Steffi war gestern schon angekommen und ging nun weiter nach Finisterre. Vielleicht treffen wir uns noch bei ihrer dortigen Ankunft.
Ich ging in die Kathedrale. Dort waren mit mir gerade mal 4 Pilger. Alles war still. Der Aufgang zum Jacob war noch geschlossen. Den soll man ja von hinten umarmen, dann hätte man erst die Wallfahrt beendet.
Das mit Gold überladene Innenleben war nicht so meins und ich verließ die Kathedrale wieder. Es war inzwischen dreiviertel acht und so langsam kamen ein paar Pilger eingetrudelt. Manche waren überwältigt und weinten, andere setzten oder legten sich auf den Platz und wieder andere standen so ratlos da, wie ich.
Da kam Veronika um die Ecke. Sie gehörte zu den glücklich weinenden. Wir lagen uns in den Armen.
Sieben Wochen waren wir gemeinsam gelaufen. Und jetzt? Einfach so zu Ende?
Wir liefen zum Pilgerzentrum und holten uns unsere „Compostela“. Das war auch nichts erhebendes. Wie auf der Führerscheinstelle wurden die freien Plätze der „Beamten“ angezeigt und ein Pilger nach dem anderen zeigte seinen Pilgerpass, wurde registriert, bekam das mit Namen und Datum ergänzte vorgefertigte Papier in die Hand gedrückt. Ich geriet an einen jungen Spanier, dessen Handschrieft an die eines 2.-Klässlers erinnert. Nicht dass ich mir die Compostela irgendwohin hängen wöllte, aber ne schöne Schrift wär schon fein gewesen.
Am Pilgerzentrum war eine schöne kleine Kapelle, welche kaum von Pilgern wahrgenommen wurde, da sie mit anstellen für die Compostela zu tun hatten. Sie war sehr schön, hatte schlichte Holzfiguren hinterm Altar und echte Kerzen zum anzünden (nicht wie fast alle Kirchen nur elektrische Lichtlein). Dann gingen wir noch, in der nun etwas gefüllten Kathedrale, den Jacob umarmen und liegen dann durch die Altstadt. Ich setzte mich noch einmal eine Weile in die kleine Kapelle und hing meinen Erlebnissen der letzten Wochen nach. Hier kamen nun auch mir die Tränen.
12 Ubr trafen wir uns zur Pilgermesse. Inzwischen waren Massen von Pilgern und Touristen angekommen und die Kathedrale war brechend voll. Nach über einer Stunde Messe, wurde dann der Weihrauchkessel geschwungen. Das war schon sehr imposant.



Am Ziel? Ja! Aber ANGEKOMMEN? Wo oder bei was? Mehr in mir - auf alle Fälle!





Donnerstag, 21. Juni 2018

Petrouzo - Monte do Gozo

Pilgermonoment am Monte do Gozo (Pilger die nach langer Reise endlich Santiago im Tal erblicken

Gestern Abend saßen wir noch gemütlich im Hinterhof der Herberge.
Die Nacht verbrachten wir in dem größten Schlafsaal auf der Reise. Es waren 46 Betten in einem Raum. Durch ein paar Raumteiler erschien es gar nicht so groß und wir hatten Glück mit unserem Doppelstockbett in Türnähe, die offen blieb.
Bis kurz vir 23:00 Uhr unterhielten sich ein paar spanische Pilgerinnen sehr emotionsgeladen, bis Andere um Ruhe baten.
Ich schaute stündlich auf die Uhr, da es trotz offener Tür sehr warm war und ich kaum schlafen konnte. 4:10 Uhr!!! klingelte der erste Wecker und eine kleine Gruppe fing an zusammen zu packen. Mit Stirnlampen versuchten sie niemanden zu stören und leuchteten dabei wie Leuchttürme in alle Richtungen. Um 5 klingelte der nächste Wecker. Sein Besitzer schlief noch recht fest, also hatten alle etwas davon. Das war dann wie ein Stich ins Bienennest. Überall fing das Tüten und Beutel rascheln an. Wer besonders leise machen wollte, dem fiel garantiert etwas laut knallend herunter, bis auch der Letzte davon wach war. Ich beobachtete das Treiben, ohne mich anstecken zu lassen. Aber an Schlafen war auch nicht mehr zu denken.
Veronika und ich Frühstückten noch und verließen mit der aufgehenden Sonne halb 7 die Herberge.
Der Weg führte bis ca. 5 Kilometer vor Monte do Gozo durch Eukalyptuswälder auf Wald- und Schotterwegen.
Es war eigenartig, die abnehmenden Kilomerangaben auf den Monolithen zu sehen.
An der Küste von Frankreich war ich, bei meinem Neustart, beim Kilometer 0,0 auf den Camino gegangen und nun gehe ich, nach über 1300 km insgesamt auf den Beinen, wieder der 0,0 entgegen.
Im kirchlichen Pilgerzentrum hatten wir uns ein schlichtes Doppelzimmer gegönnt und freuten uns über die gepflegte Anlage.
Wir packten unsere Rucksäcke neu und bereiteten uns auf einen frühen Start für morgen vor.

Jetzt liegen nur noch ca. 5 Kilometer vor uns, bevor wir vor der Kathedrale von Santiago de Compostela stehen werden. Es ist ein schwer beschreibbares Gefühl, zu wissen, dass die Reise morgen zu Ende ist.
Wir werden morgen Früh getrennt voneinander lospilgern. So kann jeder seinen eigenen Gedanken und Gefühlen folgen.

Wie wir das Ende meiner Pilgerreise morgen aussehen?



Mittwoch, 20. Juni 2018

Tabernavella - Petrouzo



In der letzten Nacht konnte ich nicht schlafen. Vom Kaffee konnte es nicht sein, denn ich hatte keinen  getrunken und außer einem Glas Rotwein zum Abendbrot hatte ich auch keinen Alkohol.
Mir ging das Gespräch von gestern durch den Kopf. Wann ist man den Weg richtig gegangen? Was ist beim Pilgern überhaupt richtig oder falsch?
Und dann war da in meinem Kopf: „ Geh weiter!“ Ich bezog es auf den Weg. In Gedanken warf ich die Pläne, welche Veronika und ich für die letzten Tage gemacht hatten, über den Haufen. Mit dem Handy im Schlafsack, damit das Licht keinen stört, suchte ich nach den Kilometern und Herbergen bis ans Kap Finisterre. Wenn ich am Freitag, nach der Ankunft in Santiago, weiter laufen würde, sollten die 95 Kilometr bis ans Kap bis Montag Abend zu schaffen sein.
Als Veronika wach war, erzählte ich ihr unter Tränen von meinen Gedanken. Traurig nahm sie es zur Kenntnis und meinte, „Wenn das Dein Weg ist, dann musst Du ihn so gehen.“
Veronika lief wieder eher los und ich trödelte noch etwas rum, sprach noch mit Heidi, Sandra und Frank. Ich startete ca. 45 Minuten später.
Ich telefonierte noch im Loslaufen kurz mit meinem Mann und berichtete auch ihm von meinem neuen Plan. Ich hatte aufgelegt und war noch nicht weit gelaufen, da fühlte sich das Ganze nicht mehr richtig an. Wir hatten einen stimmigen Plan für die letzten Tage. Meinen Füßen würde es damit sicher nicht besser gehen, ich hätte weder Zeit für Santiago und auch nicht für Finisterre und außerdem würde ich völlig verausgabt am Mittwoch in den Flieger steigen. Das kann nicht das Ende meiner langen Reise sein.
Ich lief so schnell, wie noch nie und holte Veronika ein. Ich reichte ihr die Hand und sagte, das Alles bleibt, wie geplant. Weinend  und glücklich lagen wir uns in den Armen. Was macht dieser Pilgerweg nur mit uns?

Jetzt hatte ich wieder ein gutes Gefühl. Bleibt nur die Frage: „Was oder wohin soll ich ‚weiter gehen‘?


Dienstag, 19. Juni 2018

Boimorte - Tabernavella


Ich hatte recht gut geschlafen. Kurz vor 7 kam Veronika zu mir, um sich zum Gehen zu verabschieden. Alle Anderen waren schon weg.
Ich frühstückte noch gemütlich und startete halb acht.
Ich war gut zu Fuß und bereits nach 2 Stunden 10 Kilometer weiter, in Arzúa. Bis dahin lief ich allein und traf auch keinen anderen Pilger.
Am Ortseingang saß Veronika und wir gingen wieder gemeinsam.
Im Zentrum von Arzúa stießen wir auf die sogenannte „Pilgerautobahn“, den Camino Frances, welchen auch Hape Kerkeling gelaufen war.
Wir hatten einen riesigen Pilgerstrom erwartet, doch der hielt sich in Grenzen.
Langsam und mit vielen Pausen gingen wir weiter. Wir mussten etwas trödeln, da unsere heutige Herberge erst 15:00 Uhr öffnete.
Bei der deutschsprachigen Heidi kamen wir in ein kleines Parasies. Die private Herberge und ihr Garten waren liebevoll für die Pilger hergerichtet. Wir waren 7 Pilger und davon 5 Deutsche. Frank und Sandra liefen den Camino seit acht Jahren in Etappen und werden ihn in den nächsten Tagen beenden.
Am Abend hatte Heidi für alle gekocht und wir saßen noch lange erzählend in der lauen Abendluft im Garten.

Montag, 18. Juni 2018

Sobrado dos Monxes - Boimorte


Mir war Früh noch etwas schwindelig vom gestrigen Wein und wir starteten erst gegen halb neun.
Andy war schon gegangen, da er bereits am Mittwoch in Santiago de Compostela sein wollte.
Wir hatten uns entschieden, kürzere Strecken zu gehen und die letzten Tage zu genießen.
Der Weg führte wieder stellenweise durch den Wald.
Unterwegs trafen wir uns an einem Restaurant zum Frühstück und holten den Stempel für unsere Ausweise. Das letzte Stück liefen wir gemeinsam. Kurz vor dem Ortsanfang von Boimorte waren wir an der Herberge angekommen, doch sie öffnete erst 13:00 Uhr. Sie war ein 1,5 Mio. € -Projekt, welches auf den ersten Blick recht neu aussah. Leider waren wohl nicht die besten Materialien verbaut worden, so dass die einst schöne gelbe Farbe der Außenfassade schon blühte.
In der Wartezeit holte ich jedem von uns  in einem ca. 750 m entfernten Restaurant ein „Kas“. So viel Limonade, wie auf dem spanischen Weg, habe ich die letzten 20 Jahre nicht getrunken.
Der junge Hospitalero kam fast pünktlich und fertigte uns kurz ab. Das war nicht so nett und herzlich, aber auch nicht schlimm. Wir wollten ein Bett, ne Dusche und Wäsche waschen und keine ausgedehnten Gespräche mit ihm.
Gleich neben der Herberge war ein kleiner Teich mit viel Grün und Schatten.
Wir gingen knappe 2 Kilometer bis zum empfohlenen Restaurant am Dorfende und waren gegen 15:15 Letzten, die noch „Mittagessen“ bekamen.
Den Rest des Tages ließen wir ganz ruhig ausklingen.
In der Herberge hatten in mehreren Räumen je 8 Personen Platz.
In unserem waren wir zu viert und in einem Weiteren waren noch 3 Pilger. Am Abend begann der „Kampf“ um das Fenster. Wir machten es auf, die Italiener machten es zu. Als Veronika zu Bett ging, machte sie es wieder auf. Als ich ins Bett wollte, war es wieder zu. Da sammelte ich leise meine Sachen zusammen und zog in einen leeren Raum um und konnte das Fenster weit öffnen.
So schlief ich mit Frischluft und ohne Schnarchkonzert.

Sonntag, 17. Juni 2018

Roxica - Sobrado dos Monxes

Kloster von Sobrado dos Monxes

Wir frühstückten gemeinsam und gingen dann einzeln los.
Ich hatte heute so ein bissel einen Melancholischen. Die Pilgerreise ist fast zu Ende und ich werde „einfach“ zurück in mein „Vorherleben“ gehen.

Wir entschieden uns für die öffentliche Herberge und das war gut so. In Klosterherbergen hatte wir schon geschlafen und von der Letzten waren wir „Klostergeheilt“.
Wir besichtigten natürlich die ehrwürdige Anlage und waren fasziniert von der Größe und der Akustik. Gemeinsam mit Veronika, Andy und Vin tönte ich im großen Kirchenschiff.
Danach schaute ich mal kurz in die Herbergszimmer. Es war dunkel, feucht und stickig. Im ersten Raum war gar kein Fenster und in dem dahinterliegenden nur ein schmales in Hüfthöhe. In unserer öffentlichen Herberge war es hell, geräumig, sauber und wir hatten große Türen zum öffnen.
Am Nachmittag saßen wir in der Bar und fieberten für Deutschland und am Abend für die Schweiz. Wir tranken etwas zu viel Wein, aber dafür schlief ich ganz gut. 

Freitag, 15. Juni 2018

Laguna - Roxica

Lernaufgabe 

Für heute Morgen hatten wir Frühstück um acht reserviert. Gegen 10 nach acht öffnete die Bar. Es stand nichts bereit und wir bestellten erst einmal Kaffee und Tee. Veronika versicherte, an der Herbergstür gelesen zu haben, dass das Frühstück inklusive sei. Ich fragte noch mal bei ihr nach, da ich mich darum nicht gekümmert hatte und sie war sich sicher. Als wir dann bezahlen mussten, übersetzte ich per Handy (Veronika hatte ihres nicht dabei), dass das Schild an der Tür geändert werden müsse. Etwas empört kam sie mit mir zur Herbergstür und zeigte mir das deutlich dort stehende NO inklusive. Peinlich!!! Veronika hatte gelesen, was sie lesen wollte und ich hatte gar nicht gelesen. Also bekam ich eine neue Lernaufgabe. „Ich sollte mich nur für Dinge einsetzen, von deren Sachverhalt ich mich vorher selbst überzeugt habe.“ Das ist etwas, was mir schon öfter passiert war und nun ist war an der Zeit, dies zu ändern.
Die ersten zwei Kilometer bis zu einem Café gingen wir gemeinsam. Danach ging jeder für sich und seinen Gedanken nach.
Ich fand auf einem Felsen eine schöne Stelle zum QiGong üben und tat es ausgiebig. Dss ist etwas, was ich nicht tue, wenn wir zusammen gehen, da Veronika sonst warten müsste. Da sie nie gefragt hat, ob sie mit üben kann, dränge ich mich auch nicht auf. Mir tut es gut.
Der Weg führte stetig leicht bergauf und oft durch Mischwälder, oder Felsgebiet. Es war insgessmt sehr Abwechslungsreich.
In der Herberge waren wir wieder die Ersten. Heute füllte sich die Herberge bis zum letzten von 10 Plätzen. Andy war auch wieder mit dabei. Schön, dass er weiter gehen konnte.
Außerdem waren ein französisches älteres Paar, Marion aus Ulm, Steffi aus Graz, ein Christof, ein Vin und ein Steve mit in der Herberge. Elena, die Herbergsmutter sevierte ein leckeres Abendbrot und war sehr freundlich und fürsorglich.
Die Männer wollten ab 21 Ubr Fußball schauen und wurden zu Ellen in die Wohnung eingeladen.
Die restlichen Pilger gingen zeitig zu Bett, oder saßen noch gemütlich beisammen.

Noch 75 Kilometer bis Santiago.

Baamonde - Laguna


Ab heute ist die Kilomerzahl schon nur noch zweistellig.
Das ust schon ein komisches Gefühl.
Da ich ja dachte, Anfang Juli noch etwas frei zu haben, hatte ich meinen Flug erst für den 27. Juni gebucht. Wir hatten kürzere Strecken geplant und werden in Freitag in einer Woche Grüh in Santiaga de Compostela sein. 7 Tage bis zum Ziel.
Wir gingen heute die meiste Zeit getrennt, zrafen uns nur sn einer Bar. Dort tranken wir einen frisch gepressten Orangensaft und holten uns die Pilgerstempel. Von denen benötigen von jetzt an täglich zwei, wenn wir in Santiago die Compostela erhalten wollen.
Den ganzen Tag war es etwas trüb und nur 17 Grad warm. Ob dies, oder das baldige Ende der Reise war, weiß ich nicht, aber heute waren wir unterwegs etwas melancholisch.
In der sehr schönen, geräumigen und sauberen Herberge von Laguna (A Lagoa) angekommen, waren wir die Ersten und blieben auch due Einzigen.


Schade, dass diese Herberge so wenig genutzt wird.
Wir fragten und, wo denn die ganzen Pilger hingegangen waren, denn Frieda schrieb, dass in Miraz (2km weiter) auch nur 4 Pilger seien.
Halb acht gingen wir in die zur Herberge gehörende Bar mit Restaurant und genossen unser Pilgermenü und warteten vor dem dortigen Fernseher auf die Fußballübertragung.
20 Uhr begann das Spiel Spanien-Portugal und wir waren nicht nur die einzigen Pilger, sondern auch die einzigen Frauen in der Bar. Natürlich fueberten wir für Spanien mit. Teilweise waten wir am Spiel interessierter, als die Dorfbefölkerung. Mit dem 3:3 gaben sich alle irgendwie zufrieden. Es machte den Anschein, das Fußball zwar interessant war, aber keinen allzu großen Stellenwert im Dorfleben einnahm. Es war eher eine gute Gelegenheit zusammen zu sitzen, (laut) zu erzählen, zu essen und zu trinken.
Fas Frühstück wird es morgen erst um acht geben. :-)

Donnerstag, 14. Juni 2018

Vilalba - Baamonde



Nach dem gemeinsamen Frühstück versorgte ich noch Andys entzündeten Fuß. Er wird heute pausieren.
Über viele verschiedene Pisten ging weiter ins Innland. Es war kühl und wolkig.
Einmal, nach dem ich mal wieder hinterm Busch war, verließ der Weg kurz danach den Wald. Ich hatte noch mit Jacke und Rucksack richten zu tun und folgte einfach dem Weg. Knappe 50 Meter weiter hatte ich plötzlich ein komisches Gefühl, als sei ich falsch. Ich ging noch mal zurück und siehe da, ich hatte tatsächlich gleich nach dem Waldstück einen schmalen Pfad übersehen, der scharf rechts weg ging und auch die Ausschilderung dazu. Dank an mein Gefühl!
Nach ungefähr 2 Stunden kamen wir zu einer Bar. Dort waren schon mehrere Pilger. Auch Frieda trafen wir hier wieder. Sie hatte unterwegs an einem Stand, an welchem ein junger Mann selbstgeschnitzte Anhänger und andere Souvenirs angeboten hatte, ein 4-blättriges Kleeblatt gekauft. Sie sagte beim Kauf wusste sie nicht warum und für wen. Als sie mich sah leuchteten ihre Augen und sie schenkte mir den Anhänger als Dank für die Schuhe. Ich war gerührt.
Kurz bevor wir weiter liefen kam Maik in die Bar, den Veronika gestern schon mal getroffen hatte. Sie begrüßten sich kurz und er sagte, dass es ganz schön kalt sei. Darauf erwiederte Veronika, dass es ja schön sei, dass es trocken ist. Dann sagte sie noch: „Ok, ein bisschen Sonne wär schon nett.“ Wir waren 10 Minuten wieder unterwegs, als die Wolkendecke aufriss und die Sonne hervor kam. Danke!
Roswitha, die Freundin von „Fußmassage-Martina“ trafen wir auch immer wieder. Mal pausierte sie, mal wir und einmal wir alle gemeinsam.
Im Pilgerführer stand, dass es einen Monolithen gäbe, welcher die 111,111 km bis SdC markierte. Dafür hatten wir extra drei Kerzen in Form der Zahl 1 gekauft. Die wollten wir dort anzünden und ein schönes Foto machen. Pustekuchen! Den Stein gibt es nicht mehr. Entweder wurde er geklaut, oder ist einer Wegverlegung zum Opfer gefallen. Schade! Die Kilometerangaben stimmen längst nicht mehr mir denen im Pilgerführer überein. Aber das kenne ich ja von der Saale-Kilometrierung. Wahrscheinlich ist die Erde geschrumpft, oder so etwas!?
Wir erwarteten noch mindestens zwei Kilometer, als wir plötzlich vor der Herberge standen. 94 Pilger hatten hier Platz. Wir waren recht zeitig da und hatten wieder fast freie Wahl. Wir entschieden uns für einen 5-Bett-Raum und ich bezog ein Einzelbett und Veronika eine untere Etage. Kurz darauf gesellten sich Martina und Roswitha dazu. Nach dem Kulivieren wollten Veronika und ich essen gehen. An der nächsten Ecke sahen wir Frieda. Sie war an der Herberge vorbeigelaufen, da auch dachte, sie müsse noch etwas weiter weg sei. Wir zeigten ihr das noch freie Bett in „unserem“ Raum und trabten wieder los. Wir aßen lecker und günstig in einem richtig schönem, alten Galizischen Restaurant.
Danach wollte Veronika sich etwas hinlegen. Die Herberge hatte zwar eine kleine Rasenfläche und mehrere Sitzgelegenheiten, doch ich wusste, dass in der Nähe ein Fluss und Park sein musste. Ich malte Veronika (sie schlief) auf, wohin ich wollte. Dann machte mich mit kleinem Picknick, Handtuch und Bikini auf den Weg. Ich fand ein Paradies.


Im herrlichsten Sonnenschein, war ich im Park, am Wasser ganz allein.
Das Laufen, also Pilgern, ist ja nett und Gedanken verfolgen oder ausschalten kann ich da auch, doch am Wasser fühle ich mich wohler.
Ich fühlte mich noch leichter, noch glücklicher und noch zufriedener, als so schon.
Natürlich musste ich im Fluss baden, auch wenn das Wasser eiskalt war.
Nach fast 2 Stunden kamen Veronika und Frieda dazu. So saßen wir noch zu Dritt eine ganze Weile. Gegen 7 gingen wir zurück zur Herberge. Es würde der letzte Abend sein, den wir mit den 3 anderen verbringen würden, da sie jetzt längere Etappen als wir laufen wollten.
Wir saßen noch lange gemütlich beisammen, bevor alle zu Bett gingen. Ich war noch nicht müde und wollte noch etwas im Garten sitzen bleiben. Da kam Fabio mit seiner Ukulele und begann zu spielen. Ich lauschte und manche Lieder sangen wir gemeinsam, bzw. er spielte und sang und ich summte textunsicher dazu.

Das war wieder ein richtig schöner Pilgertag.
Wenn ich meine Pilgerreise mit einer Perlenkette vergleiche, war heute eine schöne leuchtende Perle dazu gekommen.

Mittwoch, 13. Juni 2018

Gontán - Vilalba




Gegen halb 7 konnte ich mich noch mal von Ulrike verabschieden. Es war schon komisch, wir hatten  uns nur zwei Abende gesehen und doch viel der Abschied nicht leicht.
Es war wieder ein nebliger Morgen und Veronika wollte zeitig los. Ich frühstückte in Ruhe und machte mich dann allein auf den Weg. Beim Frühstück und unterwegs traf ich Frieda, die nun allein unterwegs war. (sie trägt noch ihre neuen - mein „alten“ Schuhe)
Der Weg verlief heute fast eben und auch mit wechselndem Untergrund.
Es gab keine wirklich belebten Ortschaften unterwegs und zu einer Bar hätte man den Weg verlassen müssen.
Es gab vereinzelte Häuser oder Höfe und einer war besonders pilgerfreundlich und geschäftstüchtig. Auf einem provisorischen Tisch gab es Käse, Eier, Obst und eine Schale für das Geld.
Ich nutzte die Gelegenheit für eine Pause.
Währenddessen kam ein Radfahrer vorbei und gab mir ein Prospekt für eine neue touristische Herberge. Ein Bett pro Nacht sollte 10,-€ kosten, also 2 weniger, als in der ursprünglich geplanten. Ich sprach mich mit Veronika ab und sie wollte versuchen, für uns Betten zu bekommen.
Dann kam noch Andy, der Schweitzer von gestern Abend vorbei. Er freute sich, mich zu sehen und wollte mir unbedingt etwas auf seinem Handy zeigen.


Er hatte mich, von mir unbemerkt, beim QiGong üben im Sonnenaufgang fotografiert.
Wieder unterwegs, gab es leider auch etwas unschönes zu sehen. Auf einer Koppel lag ein Fohlen mit einer großen Fleischwunde am Hinterlauf. Die Stute stand völlig gestresst ständig nickend daneben. Der Besitzer erzählte, dass ein Wolf das Fohlen gebissen hatte und die Stute hatte ihn vertreiben können. Ich hoffe, dass Fohlen kommt wieder auf die Beine.
Inzwischen war Veronika an der Herberge angekommen und wir bekamen die letzten beiden Betten.
Die Herberge war großzügig geschnitten, sehr sauber, hell und freundlich. In einem kleinen Außenbereich gab es eine Sitzgruppe und Platz für zwei Wäscheständer.
Wir saßen gemütlich in der Sonne und Martina und Rowitha aus München gesellten sich dazu. Martina hatte sich im Zweitjob auf Fußmassage spezialisiert und verwöhnte allabendlich ihre Freundin damit. Da Roswitha jedoch ihre Füße frisch mit Taps versorgt hatte,  wollte sie heute nicht. Ich sagte, ich würde sie gern nehmen und Martina sagte zu. So kam ich in den Genuss meiner ersten Fußmassage (nach über 1000 km) seit ich in Frankreich neu gestartet war.
Am Abend saßen wir wieder mit mehreren Pilgern zusammen und erzählten von alten und neuen Pilgererlebnissen.

Dienstag, 12. Juni 2018

Monoñedo - Gontán


Der heutige Tag war eine sportliche Herausforderung. Es ging 14 Kilometer lang stetig bergauf. Man sollte denken, dass wir inzwischen gut trainiert sind, doch der Schweiß tropft trotzdem. Hinzu kam, dass fast die gesamte Strecke auf Asphaltpisten verlief. Das raubt dem Kopf Energie, weil es keine Abwechslung gibt unter den Füßen gibt und den Füßen, weil es einfach nur hart ist.
Landschaftlich war es jedoch recht reizvoll. Am Morgen beobachteten wir den aufsteigenden Nebel, liefen teilweise in den tief hängenden Wolken, sahen das satte Grün und Berge.
Bis auf ein paar Pilger sahen wir keinen Menschen. Die kleinen Dörfer am Weg wirkten wie ausgestorben, fast ein wenig geisterhaft. Nur an den bestellten Gärten, der Wäsche auf den Leinen, den Kühen, Schafen, Pferden, Hunden und Hühnern war etwas Leben zu erahnen.
Kurz vor 13 Uhr erreichten wir unser Ziel. Da die Herberge erst 13 Uhr öffnete, setzten wir uns auf eine Limo in die Bar.
In der öffentlichen Herberge war dann bereits 1 Bett belegt.
Wir hatten gerade die Betten bezogen, als wir bekannte Stimmen hörten. Frieda und Ulrike waren angekommen und wollten auch in der Herberge bleiben. 
Nach dem Kultivieren gingen wir zu viert in das knapp einen Kilometer entfernte Restaurant und aßen lecker zu „Spätmittag“.
In der Zwischenzeit waren noch mehrere Pilger angekommen und die 24 Betten belegt. Über mir hatte sich ein Pilger unbekannter Herkunft (er war nicht da) breit gemacht. Seine müffelnden Socken, sein Handtuch und einen feuchten Beutel hatte er rings um das Bett gehängt, so dass ich kaum Platz hatte, in mein Bett zu kommen. Ich musste erst etwas umhängen. Scheinbar hatte er es verstanden, denn am Abend hatte er es selbst anders platziert.
Heute war Ulrikes letzter Tag auf dem Camino und sie lud Frieda, Veronika und mich am Abend in die Bar auf ein (vier/fünf) Gläschen Wein ein.
Es war ein wunderschöner Abend. Wir unterhielten uns über die unterschiedlichsten Dinge und waren auf der gleichen „Wellenlänge“.
Ich werde auf alle Fälle mit Ulrike in Verbindung bleiben.

Montag, 11. Juni 2018

San Justo - Mondoñedo


Gestern Abend saßen wir noch gemütlich beisammen.
Heute Morgen wurden wir von einen Nebel -verhangenem Dorf begrüßt. Der Sonnenaufgang war zu erahnen und Veronika beeilte sich, los zu kommen. Sie hat ihren Fotoapparat dabei und wollte die Morgendämmerung einfangen.
Ich ließ mir Zeit. Meinen Rucksackinhalt musste ich wieder neu sortieren, da ja nun keine Schuhe mehr dabei waren.
Frieda ließ ihre kaputten Schuhe in der Herberge und lief, erfreut über die leichten Wanderschuhe, mit Ulrike weiter. Ich startete erst nach 9 Uhr mit der durchkommenden Sonne.



Ich lief mal wieder allein, was auch schön war. Im ersten Ort traf ich Cornelius aus Irland, den ich schon von Ribadeo kannte. Thomas und Maik aus Deutschland liefen etwas langsamer als ich, aber wir trafen uns unterwegs und an einer Wasserstellen wieder. 3 Kilometer vor dem heutigen Ende sah ich noch mal das Tschechische Paar, welches auch in Ribadeo in der Herberge war und dann ging ich allein weiter. 
Mit Veronika traf ich mich in Mondoñego in der Kathedrale. Wir gingen dann gemeinsam zur Herberge, schlenderten durch die Stadt, aßen etwas und kauften fürs Abendbrot und Frühstück ein. Dann erst begann es zu regnen (obwohl wieder für den ganzen Tag Regen angesagt war).

Am Abend tranken wir ein wenig Rotwein und stießen auf den 30. Gebutstag meines Sohnes an.

Sonntag, 10. Juni 2018

Ribadeo - San Justo


Der Abschied von der Küste viel mir schon etwas schwer. Den anderen Pilgern ging es ähnlich. Wir frühstückten gemeinsam, machten Fotos, erzählten noch und zum Glück kam auch die Putzfrau nicht wie angekündigt schon um acht.
Doch es half alles nichts, wir liefen wieder los.
Da Sonntag war, hatten wir nur eine kurze Strecke von 9 km, nach Vilela, eingeplant.
Ich probierte heute eine neue Schuhvariante. Meine Wanderschuhe mit Fußbetteinlage und dünnen Strümpfen. Nach ca. 3 Kilometern drückte die Naht der Socken, also nächte Variante... Socken aus.
Obwohl wir spät gestartet waren, kamen wir bereits kurz nach 10 bei der Herberge an. Die Sonne schien, die Herberge war sauber, aber in dem Ort war buchstäblich der Hund begraben. Drei Häuser, 5 Kühe und eine Bar war so ungefähr alles, was der Ort zu bieten hatte. Wir überlegten kurz und liefen dann weiter. Die nächste Herberge kam nach weiteren 16 Kilometern.
Wir verlängerten unsere Bitte an den Herrn der Winde, um im Trockenen laufen zu können. Laut Wetterbericht sollte es den ganzen Tag regnen und gewittern.
Ca. 5 Kilometer vorm Ziel fühlte es sich an, als ob ich mit dieser Schuhvariante wieder eine Blase unter der rechten Ferse bekommen würde. Also nächster Versuch... Wandersocken an. Die nahmen wieder mehr Platz weg und nach 2 km waren die Zehen eingeschlafen.. Ich bewertete den Wanderschuhversuch als gescheitert und wollte ab morgen wieder nur die Sandalen tragen.
Wir kamen gegen 16 Uhr trocken in San Justo an. :-) In der Herberge gab es 12 Schlafplätze in 4 Zimmern. Bisher war ein Bett von Siegfried aus Deutschland belegt und wir hatten fast freie Auswahl. Wir entschieden uns für ein Zimmer mit zwei Doppelstockbetten und belegten die unteren. Kurz nach dem wir da waren, fing es an zu regnen.
Etwas später gesellten sich noch Frieda aus Holland und Ulrike aus Deutschland in der Herberge dazu.
Frieda erzählte von ihrem Pech mit ihren Schuhen. Das Oberleder war auf einem langen Streifen von der Sohle gerissen. Sie wollte Neue kaufen, aber am Samstag gab es kein entsprechendes Geschäft und gestern hatte alles geschlossen.
Ich fragte nach der Größe und sie hatte „zufällig“die gleiche Größe wie ich. Ich nahm meine Einlagen raus und gab ihr meine Schuhe zum probieren. Sie pasten ihr perfekt und ich sagte ihr, sie könne damit weiter laufen. Sie nahm sie erstaunt und dankbar an.

 Der Weg gibt jedem, was er gerade benötigt. Heute war es Frieda, die neue Schuhe bekam.

Samstag, 9. Juni 2018

Tapia de Casariego - Ribadeo

Würdiger Abschied von der Küste

Gestern Abend bat Veronika auf Spanisch den Herr der Winde, dass er die Regenwolken wegpustet und wir im trockenen laufen können.
In der Nacht hörte es auf zu regnen. Als wir gegen 8 los liefen, gab es sogar etwas blau am Himmel.
Im Laufe des Vormittages kam die Sonne immer mehr hervor. Es war zwar recht windig, aber dafür waren wir dankbar. Wir sagten uns, dass dies ja notwendig war, um die Regenwolken weg zu pusten, wie gewünscht.
Wir konnten somit unseren letzten Tag an der Küste genießen. Wir sahen das klare Meer und hatten Weitsicht zu den Bergen.
Für mich war es eine Belohnung für die letzten 9 Wochen. Davon war ich 7 an der französischen und spanischen Küste unterwegs gewesen.
Zum krönenden Abschluss wollte ich mich würdig vom Meer verabschieden und war noch mal baden. Es waren zwar trotz Sonne nur 19 Grad, aber baden musste sein.
Am Abend saßen Veronika und ich noch auf dem Dach der Herberge und gönnten uns einen Rotwein auf die jeweils abdolvierte Strecke - Veronika über 650 und ich fast das Doppelte.

Laut Pilgerführer hatten wir heute die 200er-Marke der restlichen Kilometer unterschritten.
Ein eigenartiges Gefühl kam auf.
Eas wird mir auf den kommenden Kilometern noch begegnen?

Freitag, 8. Juni 2018

Tapia de Casariego


Das war ein „hätte“- Tag

Hätte ich in der Nacht nicht Hals- und Kopfschmerzen und Veronika nicht heute ihren „Unlusttag“ gehabt, hätten wir uns eventuell nicht vom Regen stören lassen.
Hätte es nicht geregnet, dann hätten wir vielleicht Lust zum weiterpilgern bekommen. Hätte die Sonne geschienen und das Thermometer nicht nur 15 Grad angezeigt, hätte ich gern im Meer gebadet. 
Hätten wir heute nicht pausiert, dann hätten wir nicht die Zeit gehabt, die Etappen für die nächsten Tage zu überlegen. 
Wir hätten in nassen Schuhen weiter laufen müssen, da sie über Nacht nicht getrocknet waren. Ich hätte nicht hier im „Meson Restaurante El Puerto - Tapia de Casariego“ eine der besten Fischsuppen gegessen.
Und wir hätten die Chance verpasst, morgen, an unserem letzten Tag am Meer doch ein paar Sonnenstrahlen abzubekommen. Für morgen ist zur Zeit von 7 bis 13 Uhr Regenpause angesagt.

Ich hoffe, die Wetterfrösche erinnern sich morgen noch daran und meinen nicht, sie hätten sich bloß geirrt.



Donnerstag, 7. Juni 2018

Navia - Tapia de Casariego



Am Liebsten wär ich heute Früh im Bett geblieben. Draußen war es trüb und nieselig und ich war etwas pilgermüde gewesen.
Ich blieb selbst beim Laufen müde. Dementsprechend lang kam mir heute auch die Strecke vor. 
Bis auf drei kleine Regenschauer blieb es zum Glück von oben trocken. Die Wege zwischen den Feldern und im Wald waren trotzdem matschig. Einmal versank Veronika so im Schmodder, dass ihr Schuh stecken blieb. Bis zu den Knöcheln im Schlamm stehend, musste sie dann mit beiden Händen nach dem Schuh suchen. Es war zu komisch und wir mussten beide lachen.
Der Großteil der heutigen 21 Kilometer verlief allerdings auf Asphaltpisten. Das mögen die Füße nicht so sehr. 
Nach ungefähr der Hälfte des Weges wollten wir Pause machen und etwas Essen. Doch das Restaurant hatte zu und bis zum Zielort kam auch nichts mehr. Wir setzten uns in eine Bushaltestelle, aßen Nüsse und einen Apfel aus den Rucksäcken, warteten ab, bis der Regenschauer vorbei war und liefen weiter. 
In der Pilgerherberge gab es keine Waschmaschine und vor allem keinen Trockner, so dass wir uns für ein sehr günstiges Hotel entschieden hatten. Unsere durchgeschwitzte und schmutzige Pilgerkleidung bedurfte dringend einer Reinigung. Für 3,-€ bekamen wir alles frisch gewaschen und trocken zurück.
Heute hatten wir keine Lust auf spätes Pilgermenü und kauften uns im Supermarkt etwas zum Abendbrot.
Der für den Abend geplante Strandspaziergang fiel buchstäblich ins Wasser.

Ich hoffe, dass ich mich morgen wieder besser motivieren kann. Das wird die letzte Etappe an der Küste.

Mittwoch, 6. Juni 2018

Luarca - Navia

Gestern Abend wurden wir wieder mit einer Regenpause belohnt. Das nutzte ich aus und lief hoch auf den Berg, um mir die Stadt von oben zu betrachten. Da die Herberge „erst“ 22:30 Uhr geschlossen wurde konnte ich noch den wenig vorhandenen Sonnenuntergang beobachten.


In der Nacht regnete es. 
Bis auf ganz kurze Pausen regnete es auch die ganze Zeit, während wir liefen. Heute kam auch noch stellenweise kühler Wind dazu. Wenn das jetzt Urlaub wär, würde ich maximal schauen, wo in der Nähe eine Therme ist, oder mit einer heißen Schokolade vorm Ferseher sitzen und Trickfilme schauen.


Bei diesem Schietwetter liefen wir auch noch drei Zusatzkilometer. Wir hatten einen etwas versteckten Wegweiser übersehen und waren falsch abgebogen. Da an der nächsten Kreuzung, nach 1,5 km, kein weiterer Hinweis zu sehen war, kamen wir ins Grübeln. Wir schauten wieder im Pilgerführer nach und konnten nur falsch sein. Also gleiche Strecke wieder zurück.
Die Wege waren heute fast durchweg rutschig und schlammig.
Mir kam ein Kinderlied in den Sinn und es wurde umgedichtet.: „Auf Pilgerwegen geht etwas, watet durch die Sümpfe. Es hat ganz dreckche Schuhe an und auch nasse Strümpfe. Regencape und Rucksack auf - wer kann das sein? Wer kommt darauf? - Ja das ist die Gaby!“
Nach dem wir in Navia und in unserer Pension angekommen waren, ging es erst mal unter die warme Dusche.
Das ist schon herb. Da hab ich das ganze letzte Jahr mehr gearbeitet, um jetzt in Spanien zu frieren. Das hatte ich mir schon ein wenig anders vorgestellt.
Am Abend gingen wir in der Regenpause noch mal durch den Ort spazieren. Nach dem Abendbrot, was es hier für mich immer noch zu spät gibt, saßen wir noch mit zwei jungen deutschen Pilgerinnen zusammen. Wir unterhielten uns und ließen den Tag mit einer Runde Rommé ausklingen.


Dienstag, 5. Juni 2018

Cadevedo - Luarca



Nachdem gestern das Internet streikte und ich auch heute am gestrigen Blog nichts ändern kann, starte ich nun den heutigen Versuch. Ich lerne gerade ein stabiles, schnelles Internet zu schätzen.

Unser gestriger Tag endete in der „Casa Ina“. Ich hatte unterwegs ein Plakat mit der Ankündigung dieser neuen Herberge gesehen. Ich hatte es abfotografiert und Veronika gesendet. Obwohl sie bereits kurz vor der ursprünglich ausgesuchten „Cada Carina“ stand, suchte sie die Neue um sich ein Bild zu machen. Ausschlaggebend für die Entscheidung war, dass es dort außer Waschmaschine auch einen Trockner gab. Wir mussten unbedingt unsere schlammigen und verschwitzten Sachen sauber und trocken bekommen.
Die Wahl war ausgesprochen gut gewesen. Wir hatten für je 15,-€ eine kleine Ferienwohnung mit kleiner Küche und eigenem Bad.
Dort fühlten wir uns wohl und schliefen gut und lange.
Nach einem gemütlichen Frühstück liefen wir 9 Uhr los.
Es dauerte kaum eine halbe Stunde und leichter Regen setzte ein. Er begleitete uns den ganzen Tag. Dank Rucksackschutz und Regencape blieb alles trocken. Unsere Stimmung blieb super. Wir sangen, machten Witze und erfreuten uns trotzdem an der Umgebung. Die matschigen Wege brachten inzwischen nicht einmal mehr Veronika aus der Ruhe.
Gegen 14 Uhr waren wir, laut Karte, der Meinung, bald da zu sein. Plötzlich war eine Häuserreihe zu Ende und das gab den Blick auf die schöne kleine Hafenstadt Luarca frei. Das war erst einmal ein überwältigender Anblick. Rings um den Hafen sind die Häuser wie in die Felsen gestapelt.


Wir suchten die Herberge, bezogen die Betten, duschten und gingen los in die Stadt. Während dessen hörte es auch auf zu regnen.
In der Herberge gab es einen Schlafraum für 22 Pilger. Ich bin schon auf die Nachtgeräusche gespannt. ;)
In solchen Gemeinschaftsräumen kann man gute Persönlichkeitsbeobachtungen betreiben. Manche Pilger sind von Allem genervt und regen sich über Alles und Jeden auf. Dann gibt es die ganz Stillen, Introvertierten. Sie schauen mit diesem „sprich mich ja nicht an“ Blick. Wieder Andere grüßen kurz und freundlich und machen dann ihr Ding. Dann gibt es welche, die allen erzählen müssen, wie viele Pilgerwege sie schon gegangen sind und wieviele Kilometer sie am Tag schaffen. Und es gibt ein Trüppchen, die sich über kurze nette (auch mal tiefgründigere) Gespräche freuen, ohne irgendwelche Konkurrenzgedanken. 
Jeder ist wie er ist, trägt sein Paket und geht den Weg, wie es für ihn richtig ist. Ich gehöre zu der letzteren Gruppe, inklusive Fröhlichkeit. Noch ist mir nichts begegnet, was mich wirklich aus der Ruhe bringt. Selbst für die schmerzenden Füße ( die mich zum Glück jetzt nachts wieder schlafen lassen) gab es immer eine Lösung. 

Bis Santiago de Compostela sind es noch 253 Kilometer und dann noch mal 95 bis „ans Ende der Welt“. Mal schauen, was und wer mir da noch begegnet. 

Montag, 4. Juni 2018

El Pito - Santa Marina - Cadevedo


El Pito - Santa Marina (3.6.)

Gestern Früh wär ich gern noch ein wenig liegen geblieben, aber Pustekuchen - Pilgern war angesagt.
21 Kilometer erwarteten uns. Zum Glück hatten wir wieder keine wirkliche Zeitnot, da Veronika in der Herberge reservieren konnte.
Anfangs führte der Weg noch über befestigte Pisten, doch es wurde immer abenteuerlicher. Da es die ganze Nacht geregnet hatte, waren die Wege noch matschiger geworden. Es ging wieder nergauf und bergab und 3 mal sogar durchs Bachbett.


Es niedelte immer wieder ganz fein und mehr als 15 Grad waren auch nicht.
Gegen Mittag hatten wir eins der schlammigsten und steilsten abwärts Stücke hinter uns. Im ersten Restaurant, was wir fanden machten wir Pause. Die Hälfte der Strecke war geschafft. Im Restaurant fanden sich dann noch mehrere Pilger ein, denn inzwischen hatte es begonnen zu regnen. Wir unterhielten uns nett mit einer deutschen jungen Frau aus Limburg. 
Nach dem Aufwärmen und der Stärkung liefen wir weiter. Der Weg wurde nicht besser und brachte Veronika fast zum verzweifeln. Ich fand es zwar anstrengend, aber halt abenteuerlich. Wir mussten uns jeden Schritt genau überlegen, um nicht im Schlamm stecken zu bleiben, oder weg zu rutschen.
Gegen 16:30 Uhr erreichten wir die Pension, welche auch Pilgerherberge war. 
19 Uhr gab es für alle Abendbrot. Wir saßen mit einem Italiener, zwei Polen und Franzosen zusammen. 
Am späteren Abend kam sogar kurz die Sonne zwischen den Wolken hervor. 


Santa Marina - Cadavedo

In der Nacht hatte es nicht getegnet und beim Aufstehen schien die Sonne. Welch eine Freude. Leider war sie etwas getrübt, da sich Vetonika gestern scheinbar eine Erkältung eingefangen hatte. Halb avht gsb es Frühstück und danach entschied Vetonika, die heutige Etappe mit dem Zug zu fahren und sich etwas in der Apotheke zu besorgen.
Die anderen Pilger waren schon gestartet, während Veronika nach dem Zug schaute und ich QiGong übte. So zog ich wieder allein los.
Der Weg war dem von gestern ähnlich. 
So richtig was, für die Tochter meiner Eltern. Es fing zusätzlich noch an zu regnen, doch nichts konnte mir meine gute Laune verderben.



Sonntag, 3. Juni 2018

San Martin de Laspra - El Pito


Gestern Abend saß ich noch bis 23 Uhr mit anderen Pilgern im Gemeinschafts-Wohnzimmer und unterhielt mich mit einer jungen Deutschen aus Bremen. Sie hatte das Pilgern für ein paar Tage Surfschule unterbrochen.
Der Hospitalero kümmerte sich wie eine Mutti um die Wäsche der Pilger. Es gab einen Wäscheständer, den er vor einen Gasheizkörper gestellt hatte. Unermüdlich hängte er alles immer wieder um, damit alles trocken wurde. Es sah aus, als hätte er dafür ein schon oft erprobtes System.
Ich schlief erstaunlich gut.
Nach dem Frühstück entrichteten wir unseren Obolus und liefen gegen 8 los. Es regnete nicht und am Horizont gab es sogar eine kleine Wolkenlücke.
Heute ging es kaum an Hauptstraßen entlang. Wir liefen ab und zu über Asphaltpisten, aber meist auf unbefestigten Wegen durch Eukalyptuswälder. Durch den tagelangen Regen ähnelten diese eher Bächen bei Ebbe.
An einer Stelle versperrte ein junger Baum etwas den Weg. Ich zug an einem Ast, um ihn vom Weg zu ziehen. Es krachte kurz, ich schrie noch kürzer, aber lauter und saß am Rad eines Rinnsals. Mit der einen Hand hatte ich mich im Wasser abstützen können und den Rest bremste der Rucksack ab. So hatte ich mir nicht weh getan, kam aber nicht wieder hoch. Veronika musste mir auf helfen.
An der ursprünglich geplanten Herberge für heute liefen wir vorbei, da es erst Mittag war. Auf einem Markt versorgten wir uns mit frischem Obst und Brot und liefen noch knappe 6 Kilometer weiter.
In El Pito meldeten wir uns im Hotel an, welches auch Betten für Pilger bot. Wir hatten die Wahl. Entwefer für 15,-€ im Vierer-Doppelstockbett-Zimmer, oder für 17,50,-€ im DZ mit Einzelbetten. Ich entschied, dass wir Luxuspilgerinnen waren.
Dann folgte das Übliche. Bett beziehen, Duschen, Wäsche waschen, ausruhen. Das konnte ich auf der Wiese des Hotels tun, denn es schien auf einmal die Sonne.
Es waren noch andere deutsche Pilger da. Am Abend saßen wir noch zusammen mit ihnen und einer junger Italienerin.
So ging wieder ein Pilgertag nett zu Ende.

Freitag, 1. Juni 2018

Gijón - San Martín de Laspra



In dem altehrwürdigem Haus hatten wir recht gut geschlafen. Es hatte die ganze Nacht geregnet.
Relativ ausgeruht gingen wir ohne Frühstück die knapp 2 Kilometer zum Bahnhof. Der Regen machte gerade mal Pause.
Gegen 10 kamen wir dann, nach kurzer Zugfahrt, zu Fuß durch Avíles und setzten uns erst einmal zum Frühstück in ein Kaffee.
Der Weg führte uns dann aus der Stadt heraus und den Berg hinauf - was sonst.
Nach ein paar Kilometern sahen wir von oben wieder das Meer. Leider wurde der Blick durch Industrieanlagen und unschöne Hochhäuser von Salinas getrübt.


Unten in der Stadt angekommen durchliefen wir sie schnell, um dann auf der anderen Seite wieder bergauf zu gehen. Nach einem recht steilen Aufstieg kamen wir an der Herberge an. Sie befindet sich in einem ehemaligen Pfarrhaus, direkt an einer Kirche. In 7 Zimmern sind verschiedene Anzahlen von Doppelstockbetten. Da wir die Ersten waren, konnten wir uns das Zimmer aussuchen. Wir entschieden uns für ein Zimmer mit nur einem DSB und heute wollte Veronika oben schlafen. Sie ist schließlich 23 Monate jünger, als ich. ;-)
 Nach dem Duschen gingen wir noch mal einen Kilometer bergab in ein Restaurant. Ich entschied mich für den als frisch angepriesenen Fisch. Ich bekam einen halben, unbekannten Fisch der Größe einer großen Forelle und dazu Knoblauchkartoffeln - sonst nichts. Auf der Rechnung standen dann 25,-€ dafür. Nicht schlecht! Dafür hätte ich wo anders mindestens 2 Pilgermenüs bekommen. Aber „wo anders“ hatte uns google nicht angezeigt.
Nach dem Essen liefen wir noch eine Weile die Straße in die andere Richtung, um schon mal den Weg für Morgen zu erkunden. Es dauerte nicht lange und wir kamen an mehreren kleinen Lokalen vorbei. Wir schauten lieber nicht nach den Preisen.
Es gab auch einen Supermarkt und dort fand ich das Erste richtig gut aussehende frisch gebackene Mischbrot. Das musste mit. Entweder für heute Abend, oder morgen Früh. 
Wieder sind es die kleinen Dinge, die mir Freude bringen.

Heute hat der 3. und letzte Monat meiner Pilgerreise begonnen. Wenn ich auf die Karte schaue, welche Strecke schon hinter mir liegt und ich dann das relativ kurze Stück bis Santiago de Compostela sehe, sind meine Empfindungen zweigeteilt. Einerseits ist da etwas Traurigkeit, dass es bald zu Ende sein wird und andererseits freue ich mich auch wieder auf zu Hause und darauf, wieder in den Armen meines Mannes zu liegen.


Donnerstag, 31. Mai 2018

Deva - Gijón


Gestern Abend waren kurz nach 21:00 Uhr alle in dem kleinen Raum schon im Schlafmodus, nur ich nicht. Da es gerade aufgehört hatte zu regnen, ging ich noch mal raus. Ich spazierte über den Campingplatz und schrieb noch mit einer Freundin. Als ich im entferten Sanitärhaus noch mal zur Toilette ging, fing es wieder heftig zu regnen an. Toll! Ich in Schlafklamotten und keinen Schirm dabei. Hab ja sowieso keinen mit.  Der Beutel im Abfalleimer der Toilette war noch leer und sauber und er wurde mein Regenschutz für den Rückweg.
Die Nacht war wieder unruhig. Dieses mal aber nicht wegen unkontrollierter Körperöffnungen, sondern weil Betten und Tür geräuschvoll waren. 
Gegen 9 liefen wir ohne Frühstück los. Der Weg führte über eine wenig befahrene Straße am Außenrand von Gijón entlang, bis wir nach ca. 8 km am Strand von Gijón standen. Es war gerade Ebbe und ein paar Surfer waren draußen auf dem Meer und einige Menschen liefen am Strand  entlang.
Wir suchten erst einmal die Pilgerpension und bezogen in einem großen alten Haus ein Zimmer. Ausgestatten mit echten alten Holmöbeln, Holzdielen, einer Schwindel erregenden Deckenhöhe und einem kleinen Steinbalkon mutete es schon sehr herrschaftlich an.
Danach gingen wir durch die Altstadt in Strandnähe. Tapfer trabte Veronika mit mit in jede Apotheke und in jedes Schuhgeschäft. Letztendlich bekam ich, was ich suchte und zum Schluss hatten wir beide neue Schuhe.
Mögen es uns unsere Füße danken.
Am Abend liefen wir noch mal zum Strand und jetzt war Flut. Vom Sandstrand war nichts mehr zu sehen und die Wellen brachen krachend gegen die Mauern.
Kurz vor Sonnenuntergang kam selbige sogar mal kurz hervor und spigelte sich schön auf dem Wasser. 

Dafür, dass wir Großstädte meiden wollten, präsentierte sich Gijón doch recht angenehm.
Trotzdem werden wir den Weg aus der Stadt und durch das Industriegebiet morgen Früh mit dem Zug absolvieren. So was ödes hatten wir schon zwei mal in Spanien, das reicht.

Mittwoch, 30. Mai 2018

Villaviciosa - Deva


Letzte Nacht hatte ich zum Glück unten im Doppelbett und am Fenster meinen Schlafplatz.
Wir waren letztendlich 3 Frauen und 5 Männer in den 5 Doppelstockbetten. Die Geräuschkulisse im Schlafraum hätte ich gern mal aufgenommen, ich hatte jedoch damit zu tun Ohren und Nase verschlossen zu halten. Es war die Nacht der geräuchvollen Körperöffnungen.
Irgendwann ist zum Glück jede Nacht zu Ende und wir saßen bereits kurz nach 7 in der Küche im Erdgeschoss.
Nach dem Frühstück liefen wir noch durch den Stadtpark und ich übte dort GiGong mit Blick in die aufgetauchte Sonne.
Kurz nach neun saßen wir im Bus und genossen die Natur im vorbeifahren. Zu Fuß hätten wir wohl kaum etwas davon mitbekommen. Wir wären auf den Verkehr achtend und über das auf und ab am Straßenrand laufend, unterwegs gewesen. Dabei hätten wir uns sicher mehrfach gefragt, wesshalb wir uns für die Abkürzung an der Landstraße entschieden hatten. Doch wir saßen im Bus und kamen nach einer Stunde Fahrt am Golfplatz La Llorea an.
Von dort liefen wir die knapp 3 Kilometer bis zum Campingplatz in Deva. Der Bus hätte dort auch gehalten, aber wir wollten ja die Füße nicht ganz pilgerentwöhnen.
Im Pilgerführer stand, dass auf dem Campingplatz „36 Betten in 6 schnuckeligen Bungalows“ für 6,-€/Pilger bereit stehen. Was wir jedoch bekamen, waren 3 Doppelstockbetten in einem knapp 9 m2 kleinem Raum, für 7,-€. Außer 2 Stühlen passte nichts mehr hinein. Zumindest gab es ein großes Fenster und Steckdosen. Immerhin hatten wir, allerdings in einer begrenzten Zone des Campingplatzes, kostenfrei Internet. Wie bescheiden man doch wird.

Morgen Früh werden wir nach Gijón pilgern und zwar ganz zu Fuß. :) (Sind ja nur ca. 8 km)


Dienstag, 29. Mai 2018

Ribadesella - Villaviciosa



Ribadesella präsentierte sich heute Morgen von seiner Sonnenseite.
Obwohl es unseren Füßen schon besser ging, wollten wir an dem Plan festhalten und sie noch 2-3 Tage schonen. 
Wir liefen im herrlichen Sonnenschein zum Busbahnhof und stiegen fast ohne schlechtes Gewissen in den Bus. Wir waren nicht die einzigen Pilger, die diesen Weg wählten.
Unterwegs sahen wir einige Pilger am Straßenrand. Es war auch im Pilgerführer beschrieben, dass lange Strecken direkt an bzw. auf der Straße verlaufen würden. Damit schwand der letzte Funke schlechten Gewissens.
In Villaviciosa stiegen wir schon am Ortsrand aus, um unseren Füßen das Signal zu geben, dass wir noch Pilger sind.
Auf dem Weg Richtung Herberge erkundeten wir den Ort und fanden ihn recht nett.
In der Pilgerherberge hatte ich dann doch noch mal einen Anflug von schlechtem Gewissen. „Nicht gelaufen und dann noch die besten Schlafplätze bekommen.“ Aber was soll es. Den Füßen zu liebe, war es die Richtige Entscheidung. Die brauchen wir schließlich auch noch nach dem Pilgern.
Wir hatten uns für die „Albergue Villaviciosa“ entschieden, eine privat geführte Herberge. Sie war sauber und in mehreren Räumen waren Betten aufgestellt. Bei uns waren es 5 Doppelstockbetten, mit viel Platz dazwischen und für jeden einen Spind am Bett. Dazu gab es 2 Toiletten und 1 Dusche. Das alles für 13,-€ pro Pilger.
Auf der Suche nach einem schönen Lokal zum Mittagessen, fanden wir etwas abseits die „Pizzeria Firenze“. Dort war ein Pilger-Menü für 10,-€ angeschrieben. Als Vorspeise hatte ich Spaghetti. Die Potion allein hätte schon für zwei gereicht. Danach gab es eine frisch gebackene Pizza, als Nachtisch Eis und ein Getränk war auch noch dabei. Das reichte für den Rest des Tages.
Am Späten Nachmittag unternahmen wir noch mal einen kleinen Stadtbummel - ich hatte immer noch mit Verdauen zu tun.
Zurück in der Herberge beteitete ich mir ein Fußbad und tat für heute nichts mehr, außer lesen und schreiben.

Mal schauen, was mein Gewissen zum morgigen Kurzstreckenpilgern plus Busfahrt sagt.

Montag, 28. Mai 2018

Ribadesella

Fußpflegepause


Heute Früh machte Veronika einen kurzen Probespaziergang, um zu testen, was ihr Fuß heute zum Pilgern sagt. Es ging zwar besser, aber wir entschieden uns heute zu pausieren. Die Stadt war ja schön und wir wollten sie uns noch ein wenig näher betrachten. Das Zimmer war noch frei, so dass wir bleiben konnten. Wir machten einen Plan für die nächsten Tage, an denen wir zwar weiter pilgern, aber vorerst kürzer treten wollen, um nicht ganz aufgeben zu müssen. Veronika kaufte sich eine Salbe für ihren Knöchel und ich war auf Globisuche.
Danach besichtigten wir die Kirche. Hier lernte ich, dass es keine katholische Pfarrerinnen gibt. Eine Frau schloss die Kirche auf und zündete die Kerzen an. Dann kam eine ältere Dame, die sie ansprach und beide gingen zur „Beichtkammer“. Sie gingen zwar nicht zum Beichtstuhl, aber es sah halt so aus. Veronika ging danach auch zu der Frau, die aufgeschlossen hatte. Nun dachte ich, dass sie was beichten will. Doch sie fragte nach einem Stempel für unsere Pilgerpässe. Als ich ihr hinterher meine gedachten Beobachtungen erzählte, hatten wir gut zu lachen.
Zum Mittagessen bekamen wir vom Wirt einen kleinen Drahtpilger gebastelt, den er uns schenkte.



Ansonsten verbrachten wir den Tag mit viel ausruhen, Füße pflegen, kurzen Spaziergängen am Strand und Wein trinken.

Schön, dass ich nicht allein bin


Sonntag, 27. Mai 2018

Nueva - Ribadesella


Barfußschuh-Pilgern


Das Verwöhnprogramm haben mir meine Füße mit einer schmerzfreien Nacht gedankt. Veronika und ich schliefen bis halb acht.
Gut ausgeruht und gefrühstückt starten wir wieder gemeinsam.
Heute hängte ich meine Wanderschuhe an den Rucksack und lief mit meinen dünnen „fivefingers“.
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Das ging besser als gedacht. Ich hatte mich bisher gescheut sie auch mit Rucksack-Zusatz-Gewicht zu tragen, da sie ja nicht gepolstert sind.
Obwohl der Weg über Schotterpisten, lange Asphaltstrecken und auch Schlammpfade führte lief es sich gut. 
Heute hatte Veronika wieder mit ihrem Fuß bzw. Knöchel zu tun. Sie hatte sich schon extra eine Bandage zugelegt, aber an manchen Tagen ging es auch mit Bandage nur schlecht.
Da sind wir zwei ein schönes Pärchen - fußlahme Krankenschwestern auf Pilgertour.
Es gibt noch ein Phänomen, das sich hier auf dem Weg bei mir eingestellt hat. Auf Arbeit trank ich fast täglich ca. 2 Liter und ging oft nur einmal zur Toilette.
Hier mutiere ich zum Durchlauferhitzer. Oben rein - unten raus. Selbst wenn ich nur nen Schluck Wasser trinke, muss ich öfter ausschau halten, wo hinter dem Baum, oder dem Stein ist.

In Ribadesella hatten wir wieder ein Zimmer reserviert, da die Herberge geschlossen hatte und wir zum Sonntag nicht weiter laufen wollten.
Bishrr hatten wir größere Städte lieber gemieden, doch hier gefiel es uns.
In der Stadt gab es Leben. Auf jedem freien Platz wurde Musik gespielt und getanzt. Wahscheinlich gab es irgend ein Fest, denn die Frauen und Kinder trugen alle schöne Kleider.

Nach einem leckeren Mittagessen in einem kleinen Restaurant gab es wieder nur ausruhen und Fußpflege. Das Wetter hatte eh nix schöneres zu bieten.

Mal schauen, was unsere Füße morgen für ne Meinung zum Pilgern haben.