Dienstag, 10. April 2018

Flieden - Kinzigstausee

Soweit die Füße tragen

In meinem Asylraum von letzter Nacht war ich dann doch nicht ganz alleine. Es lebten noch ein paar Silberfische dort, aber wir haben uns gut vertragen. Nach dem ich im Kirchengarten mein gestern geschmiertes Brötchen verzehrt, QiGong geübt und in der Kirche gesungen hatte (die Panflöte hab ich nicht mehr dabei), zog ich weiter. Heute machte der Weg Umwege und ich machte mit. Vielleicht hätte ich das bleiben lassen sollen, denn das waren wieder 3 km mehr. Dafür war die Strecke aber mit Sicherheit schöner. Nicht unten an der Straße lang, sondern oben im Bogen durch den Wald.
Mit den Muscheln als Wegweiser war das ne eigenartige Sache. Manchmal war auf gerader Strecke an jedem 2. Mast ein Aufkleber, aber im entscheidenden Moment war Weitsicht gefragt. Da stand ich an einer Weggabelung oder Kreuzung und suchte erst mal die nächste Muschel. Das gab sicher immer wieder ein lustiges Bild. Frau mit kurzem Haar, zu schwer wirkendem Rucksack und nem Knüppel aus dem Wald mitten in der Stadt und weiß nicht weiter. Na ja, dank Notfall - GPS war ich doch jedes mal richtig. ...Ich weiß, das ist eines Pilgers unwürdig, na und! Meine Füße tun weh und ich hab keine Lust auf mehr Umweg, als eh schon vorgesehen.
Nach 23 km streikten meine Füße. Außerdem war für heute Abend Gewitter angesagt. Ich hielt Ausschau nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Eine Pilgerherberge gibt es nicht in Wächtersbach und der dortige Pfarre wusste auch von keiner in der Umgebung. In der einzigen günstigen Bleibe hätte ich 3 Nächte buchen müssen und das günstigste Hotel war zu weit weg und passte auch nicht in mein Budget.
Da erschien,  wie auf mich gewartet, eine geschlossene Strandlokalität mit überdachter Terasse. Das sollte mein Domizil für die Nacht werden. Auf der Terasse baute ich mein Zelt auf. Die Heringe für den Boden kamen in die Fugen der Steine und die Spannleinen befestigte ich an den vorhandenen Festzeltgarnituren.. Den See benutzte ich als meine Luxusbadewanne und kurz darauf brach das Gewitter los. Nur gut, dass ich nicht weiter gelaufen war.

Fazit:
Meine Füße bestimmen Laufzeit und Streckenlänge und der Kopf macht mit.