Sonntag, 8. April 2018

Wünschensuhl - Vacha


Sonnenpilgern

Heute war ich schon gegen 6 Uhr wach. Ich packte meine Sachen, saugte die Herberge durch und schrieb ein Verslein in das dort liegende Buch. Mein Vorgänger ließ sich über die Zusammenstellung der Schlafgelegenheiten und Möbel aus, ich war einfach nur dankbar für die Herberge. Die alten Möbel erinnerten mich an meine Oma, was es für mich noch heimeliger gemacht hatte. 
Ich danke meinen Eltern, dass ich vom Zelt bis zum 5 Sterne Hotel mit allem klar komme und überall das Schöne sehen kann. 
Um so froher über die Herberge war ich, als ich die vereisten Autoscheiben sah. Das wär wohl arg kalt in meinem Zelt geworden.
Der Weg durch das Dorf war sehr gut ausgeschildert. Überall waren die Muscheln zu finden, bis ich am Ende auf eine Gabelung stieß... und da war nichts. Trotz meiner Umweg - Erlebnisse entschied ich mich für den rechts aufsteigenden Weg. Und siehe da, durch einen Busch verdeckt sah ich das ersehnte Zeichen des Pilgerweges. Meine Füße fühlten sich gut an, oder hatte ich mich einfach an den Schmerz gewöhnt? Es war ein herrliches Laufen. Die Sonne schien und der Weg führte fast den ganzen Tag durch den Wald. Trotz guter Ausschilderung schaffte ich es wieder einen Abzweig zu verpassen. Es ging wunderschön im Wald bergab, doch den Weg musste dann auf Asphalt wieder bergauf gehen. Durch mein ungeplantes Zick-Zack bekam ich zumindest die Sonne von allen Seiten ab. Wie ich später von Wanderern erfuhr, war der vorgesehene Weg nicht schön zu gehen gewesen. Er war wohl matschig und von umgestürzten Bäumen versperrt. Außer den Beiden begegneten mir ein Mopedfahrer, ein Auto, zwei Traktoren und Eberhard. Auf meinem Umweg kam ich an einem Tierheim vorbei und fragte nach dem Weg. Eberhard freute sich über den „Zufall“ meines Vorbeikommens. Er war schon mehrfach auf verschiedenen Wegen gepilgert und wir hatten ein nettes Gespräch. Er bot mir einen Kaffee an, ich lehnte ab. Warum eigentlich? Auf dem weiteren Weg hatte ich nun Zeit darüber nachzudenken.
Am Ende des Waldes in Oberzella, kurz vorm heutigen Tagesziel, stand ein Schild, welches auf eine Fußpflegepraxis hinwies. Klevere Geschäftsstrategie am Pilgerweg. Doch meine Füße hätte ich nach  einem 7 -Stunden - Marsch niemanden hinhalten wollen. 
In Vacha endete nicht nur der Ökomenische Pilgerweg, sondern auch Ostdeutschland.
Als Durchhalteorden gönnte ich mir einen riesigen Eisbecher. 
Das Schönste des Tages sollte aber noch kommen. Mein Mann war zu mir unterwegs, um mir Ersatz für die verlorenen Dinge zu bringen und mich noch einmal zu sehen, bevor ich zu weit weg bin.

Fazit:
Umwege sind zwar Fußbelastend, aber es ergibt sich meistens etwas Schönes daraus.