Mittwoch, 4. April 2018

Stedten - Frienstedt

Teilzeitpilgerin und Resilenztest

Da meine Füße am Morgen nicht so aussahen, als würden sie die geplanten 33 km durchhalten, entschloss ich mich, bis Erfurt mit Bus und Bahn zu fahren. Die letzten 10 km bis Frienstedt würden als Lauftraining gut sein und reichen. Den ersten Bus verpasste ich ... wer lesen kann ist klar im Vorteil. Dafür hielt genau vor meiner Wartestelle das Bäckerauto und ich sicherte mir eine Zwischenmahlzeit.
Endlich in Erfurt angekommen war es schon Mittag. Ich begab mich auf Pilgermuschelsuche. So grob wusste ich ja, dass ich zum Dom musste. Auf dem Weg dorthin kam ich an der „Kirche am Weg“ vorbei und schaute rein. Mich empfang die Ausschreibung der Themen für diesen Monat und gelb unterstrichen stand da: „Die eigene Wiederstandsfähigkeit erkennen“. Na gut, dann mache ich das mal. Bin ja eh schon dabei, sonst wär ich heute nach Hause gefahren. Auf dem Weg Richtung Dom hielt ich in Sportgeschäften Ausschau nach einem Ersatz für meinen verlorenen Regenponcho. Die Preise waren jedoch jenseits von Gut und Böse. Aber von einem netten und wandererfahrenen Verkäufer erhielt einen Tipp für die Blasen. Einfach ein paar Blätter Breitwegerich in die Socken legen, Füße rein und weiter laufen. Und er meinte noch, dass ich mich nach ca. 2 bis 3 Wochen eingelaufen hätte und dann alles leichter wäre. Ich würde am Liebsten die Zeit vordrehen. Leichter wär JETZT toll. Im folgenden Verlauf schaute ich weder nach links noch nach recht. Entweder hoch auf Muschel-Wegweiser-Suche, oder runter auf der Suche nach Breitwegerich. Muscheln fand ich und folgte ihnen, um nach ca. einer Stunde festzustellen, dass ich in die falsche Richtung geführt werde. Niergendwo stand beschrieben, dass der Weg in beide Richtungen ausgeschildert ist. Also wieder ein Umweg. Aber immerhin fand ich Breitwegerich. Die nächste Bank war meine. Erst mal Ausruhen Socken trocknen und Füße hoch. Dank Handy fand ich nach ner ganzen Weile den richtigen Weg wieder. Zum Glück traf ich, wahrscheinlich durch meinen Umweg, keine anderen Pilger. Mein gehatsche hätte sich niemand mit ansehen können. Jedes lahmende Pferd läuft eleganter. Allerdings waren durch den Umweg wieder 20 km zusammen gekommen.
In Frienstedt bekam ich ein heimeliges Zimmer mit Dusche, WC und kleinem Vorraum mit Wasserkocher und Toaster auf Spendenbasis. Nachdem ich meine Wunden geleckt hatte eroberte ich den Gasthof im Ort - noch mal je 1 km hin und zurück.
Morgen werde ich wohl wieder einen Teil fahren.

Frage des Tages:
Was hat es damit auf sich, dass ich „immer“ Umwege laufe?
Erkenntnis des Tages:
Nich jede Muschel ist eine richtige für mich!