Montag, 30. April 2018

Parentis en Born - Saint Paul en Born

Regentag

Das Gästehaus verließ ich schon um acht. Als ich am Tor war, kam die Besitzerin gerade aus ihrem Haus, So konnte ich mich noch verabschieden und meine Neugier stillen. Sie war Schweitzerin und mit ihrem Mann hier geblieben, weil es ihnen gefallen hatte.
Gestern und in der Nacht war es zum Regen auch sehr windig gewesen Das wollte ich auf meinem Weg bitte nicht haben. Regen wär mir heute egal, irgendwann wollte ich ja meine Regenausrüstung testen. Ich bekam es, wie bestellt. Dauerregen den ganzen Tag, aber ohne Wind.
Zum Glück war es nicht warm, sonst hätte ich sicher unter dem Regenponcho geschwitzt. Der Regen machte mir nichts aus und ich schritt fröhlich vor mich hin. Die Schuhe waren dicht, bis zu den Knien hatte ich Gamaschen und über mir und Rucksack mein Poncho. Die einzige Herausforderung war die Blase zu entleeren. Aber nun weiß ich, dass auch das mit Rucksack auf dem Rücken, Bauchtasche und Poncho geht.:)
Gegen 10 rief ich dann mutig in der Mairie (so wars wie die Gemeindeverwaltung) an, um nach der Pilgerherberge zu fragen. Es kam wie gedacht. (Ich ssge es anderen immer wieder - achte auf deine Gedanken!) Auf französisch sagte ich, dass ich Pilgerin sei und für heute eine Übernachtung suche. Die Frau am anderen Ende schien mich verstanden zu haben und fragte nach, ob nur 1 Person. Das konnte ich bestätigen. So weit so gut. Da es im Pilgerführer nicht näher beschrieben, fragte ich nach der Straße. Ich hatte auf eine „ Straße, Hausnummer“-Antwort gehofft, aber es kam scheinbar eine gsnze Stadtbeschreibung. Ich verstand kein Wort. Das tat ich auch kund, nur damit war die Frau dann überfordert. Zum Glück konnte eine Mitarbeiterin etwas englisch und sagte nur Hauptstraße und ich solle vor 5 da sein. Puh...das hat ja dann irgendwie noch geklappt.
Da sich sowieso keine Gelegenheit für eine Mittagspause im Regen ergab, lief ich die 21km am Stück durch. Lange Strecken dachte ich einfach nichts - Eckhart Tolle wär stolz auf mich. Dann kamen aber auch mal Gedanken, wie... Warum latsche ich hier einsam rum?; Was würden Hugo und ich jetzt machen, mit noch 2 Monaten frei?; Sollten wir lieber die Zeit gemeinsam verbringen und paddeln, oder radeln?...Bis mich ca. 2 Kilometer vorm Ziel ein ausgewachsener Schäferhund plötzlich aus den Gedanken riss. Er kam aus einem Grundstück heraus, mich ankleffend auf mich zu gestürmt. Erschrocken wie ich war „bellte“ ich zurück: „ Lass mich ja ihn Ruhe! Ich tu dir nichts, also tu du mir auch nicht!“ Wahscheinlich war er von meinem Sachsen-Anhaltinisch beeindruckt. Jedenfalls hörte er auf zu kleffen und ließ mich weiter ziehen.
An der Mairie angekommen, die tatsächlich nicht schwer zu finden war, herrschte deutsche Bürokratie. In ein Buch wurde die Nummer meines Pilgerausweises, mein Name, wann ich wo gestartet bin und wo ich gedenke hin zu gehen eingetragen.  Dann bekam ich den Schlüssel für ein Nebengebäude und fand eine Toilette, eine Dusche, eine geräumige Küche mit Tisch und Stühlen für 4 Personen und einen Raum mit Doppelstockbett. Eine Herberge zum wohl fühlen. Leider ist sie die Einzige auf der ganzen Voie Littorale.
Ich ging noch vorsorglich einkaufen, denn auch in Frankreich ist der 1. Mai ein Feiertag und kochte mir ein leckeres Abendbrot.

Fazit:
Der französische Küstenweg wär sicher populären, wenn es mehrere Herbergen gäbe.
Gedanken kommen und gehen, aber schlaue sind immer noch nicht dabei.

Sonntag, 29. April 2018

Biscarrosse - Parentis-en-Born


Dank an den Herrn der Winde

Heute gab es in Biscarrosse den ganzjährig stattfindenden Sonntagsmarkt. Den wollte ich mir nicht entgehen lassen. Es ist sagenhaft, wie viele verschiedene Austernsorten es dort gab. Für mich sahen sie alle gleich aus.
Es regnete immer wieder. Ich hoffte trotzdem, dass ich im Trockenen laufen würde.
Doch bevor ich das Hotel verließ überwindete ich mich und bat, die Dame am Empfang um Hilfe. Am morgigen Ziel soll es laut Pilgerführer eine Pilgerherberge geben. Es stehen aber nur zwei Telefonnummern da, nicht mal eine Adresse, oder ein Name. Im Internet war dazu nichts zu finden. Wenn ich anrufen würde, könnte ich zwar auf französisch sagen, was ich möchte, wäre aber mit jeglicher Antwort überfordert. Sie half mir gern, doch es gestaltete sich komplizierter, als gedacht. Die eine Nummer stimmte nicht und bei der anderen ging niemend ran (es stand allerdings auch „wochentags“ dazu). Sie versuchte noch, Informationen zu der Herberge durch Anrufe bei einem Hotel und einem Campingplatz zu bekommen. Doch beide machten nur für sich „Werbung“ und wussten von nichts. Also muss ich darauf vertrauen, dass sich morgen alles irgendwie fügt.
Als ich das Hotel verließ hatte der Regen aufgehört und ich war dankbar dafür.
Ich lief durch die Stadt und dachte noch, dass ich heute gern Spaghetti mit Tomatensoße essen würde. Da ich ja zu einem anderen größeren Ort laufen würde, wollte ich nicht jetzt schon einkaufen und alles tragen müssen. 
Der Weg führte heute unspektakulär immer neben der Straße entlang. Über mir war es bedrohlich dunkelgrau von Regenwolken. Ich bat den „Herr der Winde“ mit dem Regen zu warten, bis ich in der Unterkunft sein würde.
Das Einkaufszentrum, an welchem ich vorbei kam, führte keine Lebensmittel, doch ich blieb zuversichtlich. Als ich dann in der Nähe der Unterkunft war, war ich am Rand der Stadt und die Geschäfte hatten zu. Vor meinem hoffenden inneren Auge, sah ich im Schrank des Gästehauses die gewünschten Nudeln und eine Büchse Tomatensoße und lief weiter.
Am Gästhaus La Burle wurde ich von einer Frau auf Deutsch mit österreichischem oder schweitzerischen Akzent begrüßt. Sie gab mir, für den Fall, dass ich nichts zu Essen dabei hatte, den Tip, in eine Pizzeria in der Stadt (ca. km entfernt) zu gehen. Dann sagte sie noch:“Vielleicht ist auch noch etwas zu Essen im Küchenschrank. Nach dem wir uns verabschiedet hatten, schaute ich in den Schrank und fand....

...eine angefangene Tüte Spaghetti und eine Büchse italienische Tomatensoße. Außerdem gab es noch ein paar Knoblauchzehen und im Rucksack hatte ich noch etwas Käse. Mein gewünschtes Mittagessen war perfekt.
Ach ja, noch während ich in die Schränke schaute, prasselte draußen ein heftiger Regenguss aufs Dach. 
Hier in Parentis-en-Born war auch wieder auf dem französischen Künstenweg angekommen und werde ihn ab morgen weiter gehen. 

Das Gästehaus kann ich Pilgern und Urlaubern wärmstens empfehlen. Es ist gemütlich eingerichtet und lässt aus meiner Sicht keine Wünsche offen.

Samstag, 28. April 2018

Pause in Biscarrosse

Sie hat ihre Panflöte dabei, ich nicht mehr. ;)

Heute war ein „Re...“-Tag

In meinem Hotelzimmer hatte ich super geschlafen. Von draußen hörte ich den Regen.
Als ich beim Frühstück saß, konnte ich beobachten, wie sich eine Gruppe Radfahrer für ihre Tour rüsteten. Dankbar dachte ich, dass mir das heute erspart bliebe. Morgen war noch weit. Im Haus gegenüber sah ich eine Frau im Tigerlook-Morgenmantel ihre Katze auf dem Balkongeländer ausführte. Das sah so verrückt aus, dass ich aufpassen musste, meinen Kaffee im Mund zu behalten. Heute war eine nette, etwas älte Dame - wahrscheinlich die Chefin - da und sie sprach perfekt deutsch. Als ich mit ihr redete, stellte sich heraus, dass sie tatsächlich Deutsche war.
Nach dem Frühstück reinigte ich meine Wäsche und war entsetzt, wie dreckig Sockenwasser sein kann. Danach versuchte ich, leider vergeblich, den Reißverschluss meiner Bauchtasche zu reparieren.
Ich zog meine Regenjacke an und ging in die Stadt, in der Hoffnung eine neue Bauchtasche zu bekommen. Außerdem wollte ich mir etwas für ein schönes Entspannungsbad kaufen. Das einzige was ich fand, war ein sündhaft teures „Relaxing“- Badesalz, bei dem ich die Inhaltsstoffe nicht identifizieren konnte. So entschied ich mich für einen Eigenmix und kaufte Milch und Honig. Mit ein paar Tropfen Arnika, wurde das am Abend mein Regenerationsbad. 
Zum Mittag gönnte ich mir wieder etwas aus der französischen Küche und ging ins Restaurant um die Ecke. Mein kleines Notizheft hatte ich dabei und während ich auf mein Essen wartete rekapitulierte ich die letzten Tage, da ich manchmal nur wenige Stichpunkte notiert hatte. Als Verdauungsspaziergang ging ich noch mal durch die Stadt und in die Kirche. Sie war interessant gebaut, hatte aber eine schlechte Akustik. Das scheint die Dame im Fenster mit der Panflöte auch schon gemerkt zu haben, sonst hätte sie sie wahrscheinlich nicht unterm Arm, sondern am Mund.
Zurück im Hotel reservierte ich mir noch ein Bett in einem Gästehaus für morgen Nacht, denn es sollen wieder nur 9 Grad werden.

Der Tag Pause tat gut, doch morgen geht es weiter.

Freitag, 27. April 2018

Panorama du Pyla - Biscarrosse

Wechselhafter Tag

Trotz der beiden Decken, welche ich von dem deutschen Paar bekommen hatte, wurde ich gegen 4 Uhr vom Frieren wach. Der Schlafsack fühlte sich an, wie das Kühschrankinnere. Irgendetwas muss ich mir einfallen lassen, wenn ich weiterhin im Zelt übenachten möchte.
Das Meer rauschte am Morgen herrlich hinter der Sandbank und hinter dem Wald ging die Sonne auf. 
Ich brauchte 2 Stunden zum duschen, packen und frühstücken. Dann ging es weiter. Da auf der Karte in ca. 20 Kilometer die Küste entlang ein „Camp“ eingezeichnet war, lief ich in diese Richtung. Ich hatte kaum Verbindung zum Internet und konnte keine näheren Infomtionen finden. Laut Google maps gab es da nichts. Laut der Recherche meines Mannes, gab es tatsächlich außer einem Ort in ca. 15 km Entfernug für lange Strecken nichs mehr. Das Camp war wohl ein ehemaliges Armeelager. So entschied ich mich, weiter Richtung Innland zu gehen. Es gab auch einen Waldweg, der in der Nähe abbog. Also wechselte ich vom Asphalt-Weg an der Straße zum Waldweg, der sich - wie konnte es anders sein - zu einem Sandweg wandelte. Dann wechselten sich Sonnenschein und Nieselregen ab und der Wind kam mal von vorn und drehte dann wieder. Zusätzlich gab es einen ewigen Wechsel zwischen bergauf und bergab. Wo kommen an der Küste nur die Berge her? Konstant blieben das Gewicht des Rucksackes, meine beanspruchten Füße und meine gute Stimmung. Irgend welche schlauen Gedanken oder Erkenntnisse waren mir noch nicht gekommen. Na ja, war ja erst Tag 7 des Neustartes. 
Für heute Nacht waren Regen und Temperaturen unter 10 Grad angesagt. Das wollte ich nicht unbedingt im Zelt erleben. Der Campingplatz, an dem ich ankommen wollte, hatte auch ein paar Festunterkünfte. Allerdings waren die Preise wieder zum ausreißen. 59,-€ für 1 Nacht/ohne Alles und man musste mindstens zwei Näche bleiben. Bettdecke, Kissen usw. mussten extra gezahlt werden. Also bemühte ich wieder das Internet. Mir wurde ein Zimmer im 9 Kilometer entfernten Biscarrosse als, mit 90,-€, das günstigste angeboten. Etwas wiederstrebend buchte ich das Zimmer und begab mich auf den Weg dorthin. Da der Internetempfang sehr schwankte, war schon die Buchung immer wieder unterbrochen worden und nun kam auch die Bestätigung erst verzögert. Als sie dann da war, muste ich erstaunt feststellen, dass ich für 2 Nächte gebucht hatte. Da war wohl bei dem Aus und An ein „Fehler“ im Datum passiert. Nun hatte ich zwei Nächte für vermeintlich Eine und demzufolge einen Tag Pause. Meine Füße werden es mir danken. Im Hotel angekommen, wurde ich freundlich begrüßt. Nach meiner Eröffnung auf frazösisch, dass ich ein Zimmer gebucht habe, kam ein Lächeln zurück und die Frau an der Rezeption führte die Unterhaltung in fast perfektem Deutsch weiter.
Ich bekam ein schönes geräumiges Zimmer mit eigenem WC und... einer Badewanne. Morgen werde ich mir einen schönen Badezusatz kaufen und den Regentag genießen.

Ein paar Impressionen der letzen Tage



















Donnerstag, 26. April 2018

La Pignata - Panorama du Pyla

Ich geh‘ meine eigenen Wege - ne Muschel ist nicht mehr zu seh‘n...

Die letzte Nacht konnte ich super schlafen. Zuvor erzählten Philippe und ich noch ein wenig und er empfahl mir, an diesee Ufessite weiter zu gehen. Es solle sehr schön sein. So tat ich es dann heute auch, nach dem Frühstück. Der Pilgerweg führt am (in meiner Laufrichtung) linken Ufer der Bucht von Arcachon entlang. Da mein Gastgeber jedoch am oberen Zipfel der Bucht rechts wohnte, ergab es sich, dass ich heute nicht auf dem Jakobsweg  lief. Auf den „richtigen“ Weg werde ich wohl erst in zwei Tagen wieder stoßen. 
Den ganzen Vormittag lief an den kleinen Küstenorten entlag. Teilweise nutzte ich die Strände, an denen mehrere Schiffe darauf warteten, wieder Wasser unter den Kiel zu bekommen. Sonst ging es wieder neben der Straße den Fahrradweg entlang. Für heute Nacht wünschte ich mir eine Decke, denn mehr als 10 Grad sollten es nicht werden.
So lief ich knappe 15 Kilometer bis Bélisair und sicherte mir dort eine Karte für die Überfahrt nach Arcachon. Scheinbar wurden mehr Tickets verkauft, als Platz auf der Fähre war. Ich wollte 14:30 Uhr mitfahren und nicht erst zwei Stunden später. Es ging ein wenig zu, wie auf einem türkischen Basar, als es ums einsteigen ging, aber ich bekam einen Platz. In Arcachon angekommen, startete ich meinen weiteren Weg Richtung Campingplatz hinter der Düne von Pilat. Das sollten noch einmal 13 Kilometer sein. Ich suchte per google die kürzeste Strecke. Die hätte dann glatt auch ein Pilgerweg sein können. Ewige Strecken mit hohem Sand. Irgendwann nach dem 3. Anstiegt wurde ich dann zum  Zweiloch-Vertikutierer. Auf dem Weg lagen 2 Äste, die ich als Workingstöcke nutzte und  mit ihnen in den Sand stocherte. Ich muss zugeben, sie waren recht nützlich. Erstens halfen sie tatsächlich beim bergauf gehen. Zweitens unterstützte der Klang des Auftreffens auf dem Sand meine 4/4 Takt - Wanderlieder und drittens machte es Spaß zu versuchen, mit meinen und den beiden Zusatzbeinen die verschiedenen Gangarten der Vierbeiner nachzuahmen. Als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, ließ ich sie für den nächsten Wanderer zurück. Das geklappere war einfach zu laut in der stillen Natur.
Am Campingplatz angekommen gesellte ich mich neben ein älteres deutsches Paar mit Wohnwagen. Am Abend luden sie mich auf einen Tee und ein Schluck Wein ein. Wir hatten ein nettes Gespräch und bevor ich in mein Zelt ging, boten sie mir zwei Decken für die Nacht an. Ich erzählte, dass ich fast ein wahnsinnig teures Badetuch als Deckenersatz am Campingplatz-Kiosk gekauft hätte und nahm das Angebot dankend an. So war mein heutiger Wunsch doppelt erfüllt.

Frage des Tages:
Bin ich weniger Pilgerin wenn ich nicht der Muschel folge?

Mittwoch, 25. April 2018

Lacanou Ócean - La Pignata

Wunder geschehen

Auf dem Campingplatz von Lacanou Ócean konnte ich dank des Tips meiner Tochter ohne zu frieren schlafen. Ich wickelte mich in eine Rettungsdecke, bevor ich in den Schlafsack kroch. Ich was zwar früh etwas nass in dem Teil, aber fas war mit der Aussicht auf eine warme Dusche völlig ok. Irgendwie kam ich heute nicht so richtig in die Gänge, ohne zu bummeln. Mit Ohrstöpsel und Augenmaske, hatte ich länger geschlafen, als sonst. Es war schon nach acht, als ich mir am Kiosk etwas zum Frühstück kaufte. Dann suchte ich mir ein paar Steine, um mir eine Kochstelle zu bauen und bereitete mir einen Tee, Frühstückte gemütlich und packte dann alles zusammen. Beim Gang zur Toilette, hörte ich von außerhalb deutsche Stimmen. Ich hoffte, sie würden noch da sein, wenn ich fertig bin und es klappte. Es war ein junges Pärchen aus dem Schwarzwald, die heute zu Freunden im Norden weiter fahren wollten. Ich freute mich, mal wieder mit Deutschen zu sprechen.. Beim Telefonat mit meinem Mann sagte dieser dazu liebevoll: „Fahr nach Hause, ich spreche jeden Tag deutsch mit dir.“ Kkang ja verlockend, war aber so nicht geplant. 
Ich suchte dann in dem Ort noch einen Supermarkt und kaufte mir vorsorglich ein neues  Kabel für mein Handy.
Wie fast schon üblich fand ich keine wegweisende Muschel im Ort und ging einfach nach Gefühl. Heute klappte es super. Ich stieß am Ortende auf den richtigen Weg und folgte den Zeichen. Ein bisschen ist pilgern wie Autofahren nach Navi. Gehirn, bis auf fahren bzw. laufen und auf Navi oder Muschel schauen, ausschalten. Dann wird man irgendwohin geleitet. Mit etwas Glück ans gewünschte Ziel, manchmal mit Umwegen und manchmal auch in die Irre geleitet. Bei machen Wegführungen fragte ich mich schon, ob da ein paar Scherzbolde  am Werk waren. Ich wurde an einer Weggabelung laut Muschel nach links geführt, beschrieb einen großen Bogen, um dann in ca. 100 Meter  Entfernung rechts von mir die Kreutung wieder zu sehen.
Mein Ziel war heute Le Porge. Laut Pilgerführer 22 Kilometer zu laufen. Unterwegs wünschte ich mir für heute Nacht ein Bett. Es ist zwar nett im Zelt, aber die Nächte sind schon noch ganz schön frisch und außerdem nieselte es immer  wieder. Die gewünschte Unterkunft war geschlossen, also lief ich weiter zum einzigen Hotel der kleinen Stadt. Die Damen am Empfang offerierten mir, dass es kein Zimmer gäbe. Nach dem sie meinen etwas entsetzten Blick sahen, tuschelten sie und boten mir dann ein Zimmer für 95,-€ an. Das war mir zu happich. Worauf die Damen meinten, dann müsse ich weiter gehen nach Arés - so ca. 10 km. Es war schon fast 19:00 Uhr! Da erbarmte sich eine der Beiden und bot mir einen Raum bei sich für 70,-€ an. Auch das war mir zu heftig. Also trabte ich ab. Als ich das Objekt verließ merkte ich um so mehr meine Füße. Und jetzt noch 10 Kilometer?? 28 hatte ich schon absolviert, weil bei den geplanten 22 der Abstecher in die Stadt nicht mitgerechnet war. Also ging ich zurück und bat um „den Raum“. Zuerst wurden noch anreisende und fragende Hotelgäste bedient und dann brachte die Dame mich quer über die Straße zu ihrem Haus. Wir wurden von einem Hund begrüßt, der auch mit ins Haus kam. Ich habe nichts gegen Hunde und das schien er zu mögen. Dann wurde mir das Zimmer gezeigt, während die Frau überall ein paar Hundehaare einsammelte. Es war wohl das Zimmer ihres Sohnes. Mehrere Gitarren und ein Bett waren darin. Sie zeigte mir noch ihr Bad und die Küche und verschwand wieder Richtung Hotel. Da stand ich nun in einem völlig überheizten Raum zwischen Bergen von Hundehaaren und das einzige Fenster war eine Terrassentür, welche sich nicht öffnen ließ. Ich hätte mich in den Hintern beißen können. Da lehnte ich eine Suit für 95,-€ ab um in einem „Loch“ für 70,-€ zu schlafen. Ich überlegte eine kurze Weile und suchte auf dem Handy die Übersetzung für: „ Entschuldigung! Darf ich doch die Suit haben, ich bekomme leider in dem Zimmer schlecht Luft.“, um es am Empfang zu zeigen. Die Suit stand nicht mehr zur Verfügung und ich damit dtand ich auf der Straße. So hatte ich mir die Erfüllung meines Wunsches nach einem Bett nicht vorgestellt. Inzwischen war es kurz vor 20:00 Uhr. Für die 10 Kilometer nach Arés würde ich mit den müden Füßen mindestens 3 Stunden brauchen. Was nützte es, ich lief los. Einerseits Ausschau haltend nach einem geeigneten Platz zum heimlich zelten, andererseits nach Autos, die mich ein Stück mitnehmen würden. Es kam weder eine geeignete Stelle, noch hielt eins der inzwischen ungefähr 30 Autos an. Ich fragte mich, wesshalb mein Wunsch nicht erfüllt wurde und machte mich auf einen langen Marsch an der Straße gefasst. In diesem Moment hielt ein Minitransporter mit Pritsche an.Während ich zu ihm hinlief, sah ich, wie er sich bemühte, den Beifahrersitz frei zu räumen. Nach Arés wollte er nicht, aber ich wollte so weit wie möglich mit. Also Rucksack auf die Ladefläche und ich vorne rein. Philippe hieß der gute Mann, konnte gut englisch, hatte eine Schwester, welche deutsch unterrichtet und er war Arzt. Sein Auto war voller Werkzeug für einen Nebenjob. Er fragte, ob ich ein Zelt dabei hätte und hielt an 2 Campingplätzen auf dem Weg an, um festzustellen, dass sie geschlossen hatten. Er bot an, mich nach Arés zu fahren, wenn ich wüsste, wohin ich da will. Bei booking hatte ich ein Hotel gefunden, welches noch ein Zimmer hatte... für 109,-€!! Als er das sah, wiederholte er, dass er im Haus auch ein Zimmer hätte, wo ich bleiben könne. Es gäbe auch eine Toilette und eine Dusche. Er versicherte mir noch mal, dass er Artzt sei, wahrscheinlich um vorzubeugen, dass ich schlimmes denken könnte. Ich nahm sein Angebot an. Er entschuldigte sich mehrfach für die Unordnung, obwohl es besser aussah, als in der 79,-€-Bude. Er seigte mir kurz alles und machte sich wieder an die Arbeit. Er musste noch etwas für morgen vorbereiten. Ich fragte, ob ich ihm etwas helfen kann, oder was er für das Zimmer bekommen möchte. Er wollte nicht, sondern freute sich, mir helfen zu können.
So kam ich doch noch zu meinem Wunsch-Bett.

Auf meinem T-Shirt steht: „Ich wähle das Wunder und das Wunder wählt mich“
Das passt dann perfekt für heute. 

Montag, 23. April 2018

Gurp - Naujac sur Mer


Gestern Abend konnte ich nicht schreiben. Erst hatte ich keine Internetverbindung und  war der Akku leer und ich bekam plötzlich keine Verbinfung meht zwischen Handy und Powerbsnk hin. Der Tip meines Mannes mal alkes auszuschalten und neu zu verbinden half auch nicht.
So gibt es heute zwei Bericht, sofern die Technik mitspielt.

Sonntag

Es grünt so grün

Auf meinem einsamen Campingplatz in Grup hatte ich recht gut geschlafen. Zum Glück war es mir gelungen, die Hunderschaft von Verehrerinnen, welche mich vernachen wollten, vor dem Zelt zu lassen. 
Als ich gerade aufstehen wollte, kam ein verwundert schauender Mann mit zwei Hunden vorbei. Zum Glück interessierte er sich weiter für mich. Ich hatte zwar noch mein Energieriegelvorrat und Müsli im Gepäck, ließ aber das Frühstück ausfallen, packte alles zusammen und ging los. Da ich den ausgewiesenen Jacokbsweg am Tag zuvor verlassen hatte, um zum Campingplatz zu kommen, musste ich erst einmal schauen, wie ich ihn wieder finde. Dank Handy, sah ich, dass der Weg einen Bogen beschrieb und wenn ich einfach geradeaus ginge, dann würde ich auf ihn treffen. So tat ich auch. Es war zwar ein  sehr versandeter Weg, aber am Waldrand ging es sich recht gut. Er mündete in einen Plattenweg, auf den gerade eine ältere joggende Dame einbog. Sie sah sehr alt aus und machte recht kleine Schritte. Trotzdem war sie schneller als ich. Das war faszinierend und deprimierend zu gleich. In einiger Entfernung sah ich ein riesiges Tor und Zaun auf beiden Seiten davon. Die Dame wendete und kam zurück. Ich war mir sicher kein Sperrschild übersehen zu haben. Den langen Weg zurück war keine Option für mich, also suchte ich eine Stelle, an der ich unbeschadet durch den Stacheldrahtzaun kam. Es kamen noch drei weitere Zäune, die ich alle überwand und dann war ich endlich an einer Straße angelangt. Rechts von mir sah ich das Meer und vor mir hielt ein Transporten, der eine Horde junger Leute ausspuckte, welche sich zum Surfen begaben. Ich beobachtete sie eine Weile und ging weiter. Nach etlichen Kilometern kam ein Ort mit regem Treiben. Dort hatten trotz Sonntag die Geschäfte offen. Ich kaufte mir etwas bei einem Bäcker und Frühstückte - es war halb elf. Dann gab es noch einen SPAR und ich versorgte mich mit Allem, was ich für mein Abendbrot haben wollte. 
Ich fand den vorgesehenen Weg und lief ihn stundenlang neber der Straße, neben dem  Radweg lag, bis er in den Wald mündete. Dort war der Weg meist wieder sehr versandet. Ich war gespannt, was mich auf dem ausgeschielderten Campingplatz erwartete. Es war gähnende Leere. Ich hatte jedoch Glück und die Außen-Waschbecken waren in Betrieb. Ich beschloss zu bleiben, obwohl es erst Nachmittsg war. Ich wusch meine Wäsche. Der Song: „Nimm mich jetzt, auch wenn ich stinke...“ könnte glatt aus der Feder eines Pilgers stammen, der mindestens zwei Tage keine Dusche gesehen hatte. Zusätzlich war alles hellgrün. Die Pinien blüten und überzogen allles mit ihren Pollen. Das wär ein herrliches Expositionstraining für Allergiker. Der Pollenstaub setzte sich auch in alle Poren meiner Schuhe. So bin ich noch umweltbewusster unterwegs, da mein Fußschweiß pollengefiltert nach außen dringt. :) Ich hatte auch den ganzen Tag keinen Hunger, warscheinlich war ich satt vom Phytococktail.
Ich baute, etwas versteckt, mein Zelt auf und ging ans und ins Meer. Dann ließ ich mir mein Abendbrot schmecken - eher aus Vernunft, als vor Hunger. Ich ging noch mal zum Stand, um eine Gruppe Surfer zu beobachten. Zurück im Zelt wollte ich schreiben, aber....

(Bilder einfügen klappt leider auch nich)

Montag

Sand-Cross-Trail

Der für die Nacht angekündigte Regen war zum Glück nicht gekommen. Ich stand schon zeitig auf, um das Zelt im trockenen abzubauen, falls es doch noch anfing. Mein Akku war nun gänzlich leer und ließ sich nicht aufladen. Ich frühstückte gemütlich und begab mich wieder auf die Sandautobahn. Wie kann es nur so viel Sand im Wald geben? Ich versackte teilweise bis knapp unter den Rand meiner knöchelhohen Schuhe. Die mögliche Schrittlänge und damit auch die Geschwindigkeit ähnelte eher meinem fast zweijährigem Enkel. So stapfte ich über zwei Stunden, der Muschel folgend, bis es wieder einen Radweg entlang ging. Dieses Mal ging es bergauf und bergab. An einer Lagune machte ich eine kleine Pause. Hätte ich da schon gewusst, was mich noch erwartet, hätte ich sie sicher etwas ausgedehnt. Erfolglos versuchte ich immer wieder mein Handy zu laden und hoffte auf eine Ortschaft, in der ich mein scheinbar defektes Kabel ersetzen könnte. Vergeblich! Meine Sandalen ließ ich gewollt an der Lagune zurück. Sie bescherten mir (beim Strandspaziergang) nur Blasen, die grad nicht gebrauchen kann und ein nach Hause schicken würde mehr kosten, als sie wert waren. Bei einem erneuten Versuch für mein Handy viel mir ein, was ich bei Grigori Grabovoi gelernt hatte und selbst in Seminaren weiter gab. Ich wendete eine der gristigen Techniken für mein Kabel an und siehe da, das Handy wurde durch die Powerbank geladen. Immer der Muschel folgend lief ich scheinbar (laut Sonnenstand) im Kreis und kam dann, nach ewigem auf und ab auf unwegsammen Sandbahnen, an einen See. Diesem folge nun die Muschel und demzufolge auch ich, auf einem schmalen Trampelpfad den ganzen See entlang. Der Weg war teilweise so steil, versandet und kurvenreich, dass ich hinter jeder Biegung das „Verstehen Sie Spaß -Team vermutete. Aber es kam nicht, nur endlos eine Muschel nach der Anderen. Ich glaube nicht, dass hier jemals ein heilger Jakob langgelaufen ist und wenn doch, dann nur weil er sich hoffnungslos verlaufen hatte. Am Ende kam es, wie es kommen musste, auch der Campingplatz fast am Ende des Sees war noch nicht in Betrieb. Aber es gab offene Toiletten und Wasser, also blieb ich hier. Ich ging baden, kochte mir Tee, wartete bis die anderen Badegäste gegangen waren und stellte mein Zelt auf.

Fazit:
Nur angewendetes Wissen nützt auch was.


Samstag, 21. April 2018

Point de Grave - Camping Municipal du Gurp

Links die Sonne, rechts das Meer, die Füße heil - das gefällt mir sehr

Heute Früh saß ich 8:00 Uhr am Frühstückstisch und genoss mein erstes französisches Frühstück. Das Weißmehlzeugs ist ja sonst nicht so mein Fall, aber hier gehört es nun mal dazu.  Es gab ein paar Scheiben vom Baguette, Butter, Marmelade, Kaffee, Saft und ein Croissant. Das sah recht frisch aus und war auch knusprig, nur im Mund entwickelte es sich zu einer zähen Masse. Am Nachbartisch tunkte eine Frau ihr Croissant in den Kaffee. Ich tat es ihr gleich und siehe da, es hatte auch im Mund eine angenehme Konsistenz.
Dann machte ich mich auf den Weg zur Fähre. Irgendwie war der Rucksack heute leichter. Am Loslassen lag es jedoch nicht! Es ist Alles noch da. :) Kurz nach 10 stand ich auf der Halbinsel Medoc. Hier ist auch der Beginn des französischen Küstenweges. Anfangs lief ich neben einem Bahngleis auf einem Radweg. Das heißt, ich lief dazwischen, weil ich nicht auf dem Asphalt laufen wollte. Dem abgelatschten Gras nach zu urteilen, war ich da nicht die Erste. Der Weg führte, gut markiert, durch einen Pinienwald. Von rechts hörte ich die ganze Zeit das Meer rauschen und links über mir schien die Sonne. Ich kam gut voran und die Füße machten mit. 
Im ersten Ort, Soulac-sur-Mer, ging ich in die Basilika, in der eine schöne holzgeschnitze Figur von Saint Jacques, dem Pilger nach Santiago de Compostela, steht. Die Basilika soll früher Anlaufpunkt für viele Pilger gewesen sein. Wurde dann durch Meer und Sand zerstört und später zur heutigen wieder aufgebaut.
Im Ort schlenkerte ich durch einige Geschäfte. Ich hatte werder Hunger noch Durst, vergaß jedoch dass Samstag war und kaufte mir nichts zu essen. Als ich es mitbekam fand ich es gar nicht schlimm, denn laut meinem übersetzten Pilgerführer sollten noch mehrere Campingplätze mit Supermärkten folgen. Was folgte waren Campingplätze, der Rest viel weg. Teilweise waren sie wie ausgestorbene Geisterstädte, die auf eine Wiederbelebung warteten. Zumindest gab es ab und zu ein paar Restaurants. Im nächsten kleinen Ort gönnte ich mir im Schatten eines Baumes auf der Wiese neben der Kirche eine ausgiebige Siesta. 15:00 Uhr trabte ich weiter. Die Sonne schien, aber der Wald war zu Ende. Zum Glück hatte ich meinen Sonnenhut dabei. Und für den Rest galt die Aussage meines Papas: „Ich bin bis 40 Grad zugelassen.“
Beim Gehen kamen immer wieder irgendwelche Gedanken. Doch jedes Mal das Handy oder mein Notitzheft rausholen, um sie festzuhalten wäre zu umständlich. Ich wünschte es gäbe ein Gedanken-lese-und-aufzeichengerät.
Gegen 17:30 kam ich wieder, laut Karte, an einen Campingplatz und hier sollte mein Tag enden.
Schon im vorbeigehen sah ich die gähnende Leere. Egal, ich geh nicht mehr weiter. Die angekündigten Lokale vorm Strand hatten offen, der Supermarkt nicht. Also gönnte ich mir wieder ein französisches Abendbrot. Schließlich würde ich ja die Zeltplatzgebühren  einsparen.
Es war einfach nur köstlich und liebevoll hergerichtet.
Danach ging ich ans Meer. Hinein, ganz gegen meine Art, nur bis zu den Knien. Da keine Dusche in Aussicht war, wollte ich nicht so salzkleberig und sandig ins Zelt. Zurück auf dem Campingplatz (die Schranke war offen) suchte ich mir einen schönen Platz für mein Zelt und rettete mich hinein vor den Mücken. Von meinem sicheren Aussichtspunkt konnte ich zum krönenden Abschluss des Tages einen herrliches Abendrot beobachten.

Fazit:
Ich glaube jetzt bin ich Pilgerin

Freitag, 20. April 2018

Anreise Teil 2

Notre-Dame-la-Grande de Poitiers, Place Charles de Gaulle, Poitiers, Frankreich

Hoteltesterin

Nach dem der Bus gestern/heute fast eine Stunde Verspätung hatte, stand ich Früh kurz nach halb 2 erst vorm Hotel „Astral“... Die Tür war zu. Die Klingel ging, doch es öffnete niemand. Soviel zu 24 Stunden-Rezeption. Also wiederhole ich schnell noch mal meine paar Brocken Französisch - Google sprach es mir vor ;-) und griff mutig zum Telefon. „Guten Abend! Ich habe ein Zimmer reserviert.“ Sagte ich stolz, es für mich gut ausgesprochen zu haben. Mein Telefonpartner hat mich verstanden, wohl aber auch, dass Französisch nicht meine Muttersprache ist. So setzte er stumpf die Unterhaltung auf Englich fort, was ich leider auch nicht viel besser kann. Irgendwie verstand er dann doch, dass ich vor der Tür stehe und meinte, er wäre in 15 Minuten da. Gegen 2 kam er tatsächlich. Er ignorierte weiterhin alle meine Französisch-Sprech-Versuche und absolvierte auf Englich die Formalitäten und kassierte  mich gleich noch ab. Dann zeigte er mir mein Zimmer und verschwand wieder.
Das Zimmer erinnerte mich an den Asylraum in Flieden. Nur gab es hier zumindest eine Schiebetür zwischen Kopfkissen und Toilettenschüssel. Aber der größte Unterschied war der Preis. Knappe 60,-€!! kostete dieses geflieste und staubige Zimmer. 
Entschädigt wurde ich dann heute beim Stadtbummel vor der Weiterfahrt. Poistier ist eine Reise wert - zumindest, wenn man eh irgendwo in der Nähe ist. Schöne Häuser, kleine Gassen, überall geöffnete Kaffees zum draußen sitzen. Ich verstand kaum etwas, aber den melodischen Unterhaltungen lauschte ich gern im Vorbeigehen. 
Mittag saß ich wieder im Bus und die Reise ging weiter nach Royan. Dort gegen 18:00 Uhr angekommen, suchte ich gleich erst mal mein gebuchtes Hotel. Wieder versuchte ich es mutig auf französisch, mit dem Erfolg, dass der Besitzer mich mit französisch zutextete. Da hatte ich den Salat. Bevor ich glaubte ein Wort verstanden zu haben, war er 3 Sätze weiter. Mühevoll stammelte ich, dass ich kein französisch kann (auf französisch). Er sprach weiter, nur seine Frau schaute mich  freundlich, aber etwas mitleidig an. Wie auch immer bekamen wir die Formalitäten erledigt und ich bestellte sogar noch das Frühstück für morgen. Dann bekam ich mein Zimmer zugewiesen. Gefühlt war es noch kleiner, als das von letzter Nacht. Doch es war sauber, hatte einen gewissen Charme, sogar einen Mini-Balkon und war inklusive Frühstuck 15,-€ günstiger, als das Gestrige.
Dann machte ich noch einem ausgiebigen Stadtbummel. Ich wollte noch ein im Internet beschriebenes Museum besichtigen. Es sollten Wohnungen im Felsen zu sehen sein. Was ich sah, war ein Bunker vom 2. Weltkrieg. (Die Felsenbehausungen sind noch ca. 12 km weiter weg)
Auf dem Rückweg setzte ich mich in eines der vielen Hafenlokale und ließ mich vom Tagesmenü überraschen. Die Speisekarte lesen ist ja auch so ein Ding....

Frage des Tages:
Wieso will ich „immer“ irgendwohin, um dann festzustellen, das der Weg dahin die Wunder birgt und nicht das Ziel? 


Donnerstag, 19. April 2018

Pilgern 2. Start

Anreise zum 2. Start

Nach dem meine Füße mich wieder tragen können, starte ich meinen 2. Versuch. Oder ist es noch der Erste, nur mit Unterbrechung? Ich habe schon von vielen Pilgern gelesen, die zwischendrin ein Stück übersprungen haben. Ich mache das nun auch.
Meine Versuche, an meinem Endpunkt wieder zu starten und bis Frankfurt zu gehen, hatten sich wieder zerschlagen. Ich bekam von Hotels, Pensionen, einem Pfarrer und sogar von einem Campingplatz (für Dauercamper) Absagen für die in Frage gekommenen Nächte. 
Also blieb ich noch 2 Tage länger im wohltuenden zu Hause und machte dort meine Gehversuche.
Mit neuen Schuhen - möge es funktionieren - stieg ich heute Früh 6:44 Uhr in den Zug nach Erfurt und dann in den nach Frankfurt. Dort übte ich mich mal wieder im Loslassen. Ich merkte erst beim warten auf den Bus, dass ich mein Ladegerät mit USB-Anschluss in der Steckdose im Zug gelassen hatte. Möge sich ein Anderer darüber freuen. Ersatz gab es bei einem Zwischenstop an einer Tankstellt.

Nun sitze ich seit 11:15 Uhr im Bus von Frankfurt nach Poistier in Frankreich. Dort werde ich geplant 0:40 Uhr aussteigen und der Bus fährt weiter nach Bordeaux. Ich habe ein Zimmer in der Nähe des Busbahnhofes und morgen Mittag geht es mit dem nächsten Bus noch mal ca. 3,5 Stunden bis nach Royan (Frankreich). Samstag werde ich dann mit der Fähre zum Startpunkt fahren und dann wieder lospilgern. Dann habe ich 2 Tage für die Anreise benötigt....und das wollte ich laufen!? Ganz schön verrückt, in der zur Verfügung stehenden Zeit! Selbst die nun folgenden ca. 20 km pro Tag wollen erst mal gelaufen werden. Ich freue mich drauf.

Fazit:
„Grau ist alle Theorie“ - Nur wer flexibel ist, bleibt nicht stehen.


Samstag, 14. April 2018

Möchtegernweiterpilgerin

Ausrüstungsoptimierung

Noch sitze ich im „Basislager“ fest. Doch ich bin in Aktion. Die Füße heilen langsam und sie werden gehegt und gepflegt. In der Zwischenzeit wird der Streckenplan und die Ausrüstung optimiert. Obwohl ich der Meinung bin, recht sportlich zu sein und ich auch auf diversen Urlaubswanderungen noch nie Probleme mut den Füßen hatte, ist wohl mein 30 bis 35 Kilometer pro Tag -Plan viel zu hoch gegriffen gewesen. Zumindest gleich am Anfang der Tour. Also plane ich um. Ich wollte ja schon zu Beginn der Planung in Frankreich so lange wie möglich an der Küste laufen. Dies hatte ich auf Grund der Mehrkilometer über Paris an die Küste verworfen. Nun plane ich, von meinem Zwischenendpunkt,  Gelnhausen, bis nach Frankfurt zu gehen und von dort mit dem Bus an die französische Küste zu fahren. Dort werde ich dann den „Voie du littoral“ , welcher in Soulac sur Mer beginnt, gehen. Vom Ende des Weges habe ich gleich Anschluss an den „Camino del Norte“ in Spanien. So sind es dann nur noch ca. 1200 km in Frankreich und Spanien ubd ich habe noch ein paar Tage in Deutschland zum „wieder einlaufen“.
Ein neues und besseres Zelt habe ich mir auch zugelegt, so dass ich für den französischen Teil gut gerüstet bin. Dort soll es laut Beschreibung nur eine Pilgerherberge, aber viele Campingplätze geben. Ich habe mir ordentliches Kartenmaterial für die französische Strecke besorgt und die einzig vorhandene Pilgerwegbeschreibung vom Englischen ins Deutsche übersetzt.
Die extra Anti-Blasen-Socken habe ich gegen Merinowolle-Socken getauscht, der Pflastervorrat ist aufgestockt und diverse Schuhe stehen zur Auswahl bereit. Diese werden morgen alle mit ins Fitnessstudio geschleppt und auf dem Laufband mit Rucksack getestet. Keine Ahnung, warum mir sowas nicht schon früher eingefallen ist.
So sollte ich besser denn je gerüstet sein.

Fazit:
Nichts passiert umsonst!
Optimaler geht es immer!

Donnerstag, 12. April 2018

Kinzigstausee - Gelnhausen

Schneckentempopilgern

Das Gewitter gestern aus dem Zelt zu beobachten war schon spektakulär. Ich hatte noch kurz Besuch von 2 Joggern, die sich vor dem Regen schützten. Sie wunderten sich nicht mal über das Zelt - das wunderte mich nun wieder. ;-)
Das Gewitter zog schnell vorbei und es blieb nur der Regen die ganze Nacht über. Früh hängte ich alles zum trocknen auf, denn im Gegensatz zu mir hatte das Zelt geschwitzt. Es regnete bis ca. 10 Uhr. Meine Sachen waren kalt und klamm und das Anziehen erinnerte mich an meine Wettkampfpaddelzeit. Das kostete auch immer etwas Überwindung, mich in den kalten, feuchten Neoprenanzug zu zwängen.
Der herrliche Blick über den See entschädigte für Alles. Ich war glücklich und zufrieden - bis auf meine Füße.
Halb elf war alles wieder im Rucksack verstaut und ich überredete meine Füße weiter zu laufen. Zwei Stunden später saß ich einer Gaststätte bei Spaghetti und hatte gerade mal 6 Kilometer geschafft. Mein Wanderstock half mir wieder als Krücke und mein schmerzverbissenes Lächeln werteten mir entgegenkommende Wanderer zum Glück als Freundlichkeit.
Zumindest war es landschaftlich schön. Links von mir floss der Bach, da hätte ich gut paddeln können, statt auf wunden Füßen zu gehen.
Ich konnte gut beobachten wie aus dem klaren Wasser nach einer Stadt ein trübes wurde und es sich nach mehreren Staustufen und Wehren wieder selbst reinigte und immer klarer wurde.
Auf der rechten Seite verlief die Bahnschiene. Da hätte ich gemütlich sitzen und die Landschaft betrachten können. Aber nein, ich latsche.
Gegen 15 Uhr war ich erst an dem für gestern gedachten Ziel angekommen. Ich konnte nicht mehr. Im Gewerbegebiet von Wächtersbach suchte nach irgendetwas, was meinen Füßen Erleichterung bringen könnte. Ich deckte mich mit Geeleinlagen, Schuhpolstern und dünneren Socken ein und probierte alles aus. Nichts ging wirklich. In Wächtersbach bekam ich kein Zimmer, also setzte ich mich wiederwillig in Zug  zum geplanten Ziel des heutigen Tages - Gelnhausen. Dort hatte ich mehrfach telefonisch versucht jemanden im Pfarramt zu erreichen, um zu erfragen, ob es eine Pilgerherberge gibt. Die Wanderer die mir auf der Strecke nach Wächtersbach entgegen gekommen waren, meinten so etwas gäbe es dort nicht, aber im Hotel 'Grimmelshausen' gäbe es immer ein Platz für Pilger. Nun stand ich in Gelnhausen auf dem Bahnhof und erfuhr per Telefon, dass es im besagten Hotel keinen Platz gab. Ich könne es in einem den 4 anderen Hotels versuchen, doch man machte mir keine Hoffnung. Die Günstigeren waren ausgebucht und für den Preis für mindestens 2 Nächte zum Ausruhen hätte ich mehr bezahlt, als für eine Fahrt nach Hause und zurück. Also überlegte ich, noch weitere Etappen nach vorn zu fahren und dort in einer Bleibe für 2 bis 3 Tage meine Füße zu regenerieren. Ich geriet etwas in Zeitnot. Es war schon kurz vor 18 Uhr. Aus dem Zug Richtung Frankfurt war ich vorhin ausgestiegen, der Nächte fuhr in wenigen Minuten. Der Zug Richtung Heimat kam auch gleich. Ich traktierte das Internet per Handy, um ein Zimmer zu finden. Ich schaute in Frankfurt, Hanau und Mainz, ohne Erfolg, der auch bezahlbar gewesen wäre. Der Zug Richtung Frankfurt kam und ich wollte nicht, ohne zu wissen wie weiter, einsteigen und er fuhr ohne mich los Also schaute ich in die andere Richtung. Die Zugfahrt nach Hause, dort zum Nulltarif übernachten, ein paar Tage die Füße pflegen und dann mit dem Zug wieder hierher zurück wäre günstiger und einfacher als alles Andere. So saß ich kurz darauf heulend im Zug Richtung Fulda, Erfurt, Naumburg. Alles, was ich bereits erlaufen hatte, zog nun rechts an mir vorüber.
So war das Ganze nicht geplant.

Fazit:
Es geht immer noch schlimmer.
So schnell gebe ich nicht auf.
Fortsetzung folgt!!



Dienstag, 10. April 2018

Flieden - Kinzigstausee

Soweit die Füße tragen

In meinem Asylraum von letzter Nacht war ich dann doch nicht ganz alleine. Es lebten noch ein paar Silberfische dort, aber wir haben uns gut vertragen. Nach dem ich im Kirchengarten mein gestern geschmiertes Brötchen verzehrt, QiGong geübt und in der Kirche gesungen hatte (die Panflöte hab ich nicht mehr dabei), zog ich weiter. Heute machte der Weg Umwege und ich machte mit. Vielleicht hätte ich das bleiben lassen sollen, denn das waren wieder 3 km mehr. Dafür war die Strecke aber mit Sicherheit schöner. Nicht unten an der Straße lang, sondern oben im Bogen durch den Wald.
Mit den Muscheln als Wegweiser war das ne eigenartige Sache. Manchmal war auf gerader Strecke an jedem 2. Mast ein Aufkleber, aber im entscheidenden Moment war Weitsicht gefragt. Da stand ich an einer Weggabelung oder Kreuzung und suchte erst mal die nächste Muschel. Das gab sicher immer wieder ein lustiges Bild. Frau mit kurzem Haar, zu schwer wirkendem Rucksack und nem Knüppel aus dem Wald mitten in der Stadt und weiß nicht weiter. Na ja, dank Notfall - GPS war ich doch jedes mal richtig. ...Ich weiß, das ist eines Pilgers unwürdig, na und! Meine Füße tun weh und ich hab keine Lust auf mehr Umweg, als eh schon vorgesehen.
Nach 23 km streikten meine Füße. Außerdem war für heute Abend Gewitter angesagt. Ich hielt Ausschau nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Eine Pilgerherberge gibt es nicht in Wächtersbach und der dortige Pfarre wusste auch von keiner in der Umgebung. In der einzigen günstigen Bleibe hätte ich 3 Nächte buchen müssen und das günstigste Hotel war zu weit weg und passte auch nicht in mein Budget.
Da erschien,  wie auf mich gewartet, eine geschlossene Strandlokalität mit überdachter Terasse. Das sollte mein Domizil für die Nacht werden. Auf der Terasse baute ich mein Zelt auf. Die Heringe für den Boden kamen in die Fugen der Steine und die Spannleinen befestigte ich an den vorhandenen Festzeltgarnituren.. Den See benutzte ich als meine Luxusbadewanne und kurz darauf brach das Gewitter los. Nur gut, dass ich nicht weiter gelaufen war.

Fazit:
Meine Füße bestimmen Laufzeit und Streckenlänge und der Kopf macht mit.

Montag, 9. April 2018

Vacha - Flieden

Michaelskirche Fulda

Monopoly-Pilgerin

Samstag Spätnachmittag in Vacha hieß es für mich: „Gehe über „Los“, dann darfst Du einen Tag aussetzen und dann 1,5 Tagesetappen vorrücken!“
Das „Los“ war mein lieber Mann. Er brachte mir Ersatz für meine verlorenen Dinge und hatte ein Zimmer im Nachbarort von Vacha gebucht. Ich freute mich sehr, ihn zu sehen. 
In dem Hotel angekommen, befand sich der Empfang in einem verräucherten Casino und das Zimmer war kleiner als meine Pilgerherbergen bisher. Im Internet sah das alles schick aus - was Panoramabilder so zaubern können.
Wir schauten uns an, zückten das Handy und suchten eine andere Bleibe. Die Stornogebühren nahmen wir auch in kauf. Das nächste bezahlbare Hotel mit etwas Komfort - ne Sauna wär schon toll - befand sich in Hünfeld. Das war mein geplantes Ziel für Sonntag Abend. Es war einfach nur herrlich. Nicht dass ich verwöhnt wär, aber ein schönes Bett, warme Dusche, Restaurant im Haus, also nicht noch mal kilometerweit latschen, um zu essen, eine Sauna und zur Krönung meinen Mann bei mir.
Sonntag durfte ich ein komplettes Verwöhnprogramm genießen. Nach Ausschlafen und ausgiebigem Frühstück gingen wir den Ort besichtigen, schauten uns das Bonifaziuskloster an und platzten zu verschiedenen Zeiten in verschiedenen Kirchen in die Sonntagsmesse.
Am Nachmittag bekam ich Füße, Rücken, Beine -ach eigentlich alles - von meinem Mann massiert.
Zum Abendbrot ging es zum Griechen. Die nicht zu schaffenden Reste sollten mein heutiges Abendbrot werden. 
Heute Vormittag schauten wir uns noch gemeinsam Fulda mit dem Dom und der  Michaelskirche  an. Ein bisschen Kultur kann ja auch erholsam sein. Nach dem Mittagessen ließ ich mich wieder aussetzen. 
Dieser Abschied war der Schwerste von den Dreien. Es hatte so was entgültiges für eine lange Zeit.
Das Verwöhnprogramm zeigte seine Wirkung. Die zwei Teile, die mich tragen, kann ich wieder Füße nennen. Sie sehen wieder so aus und funktionieren auch wieder. Der Wald hat mir wieder einen Stock geschenkt und ich konnte ihn auch als Wanderstock und nicht als Krücke benutzen.
Meine Unterkunft, ein Asylraum in Flieden, ist zwar das extreme Gegenteil von den letzten beiden Nächte, aber trocken, warm und funktional.

Fazit
einfach nur Dankbarkeit

Sonntag, 8. April 2018

Wünschensuhl - Vacha


Sonnenpilgern

Heute war ich schon gegen 6 Uhr wach. Ich packte meine Sachen, saugte die Herberge durch und schrieb ein Verslein in das dort liegende Buch. Mein Vorgänger ließ sich über die Zusammenstellung der Schlafgelegenheiten und Möbel aus, ich war einfach nur dankbar für die Herberge. Die alten Möbel erinnerten mich an meine Oma, was es für mich noch heimeliger gemacht hatte. 
Ich danke meinen Eltern, dass ich vom Zelt bis zum 5 Sterne Hotel mit allem klar komme und überall das Schöne sehen kann. 
Um so froher über die Herberge war ich, als ich die vereisten Autoscheiben sah. Das wär wohl arg kalt in meinem Zelt geworden.
Der Weg durch das Dorf war sehr gut ausgeschildert. Überall waren die Muscheln zu finden, bis ich am Ende auf eine Gabelung stieß... und da war nichts. Trotz meiner Umweg - Erlebnisse entschied ich mich für den rechts aufsteigenden Weg. Und siehe da, durch einen Busch verdeckt sah ich das ersehnte Zeichen des Pilgerweges. Meine Füße fühlten sich gut an, oder hatte ich mich einfach an den Schmerz gewöhnt? Es war ein herrliches Laufen. Die Sonne schien und der Weg führte fast den ganzen Tag durch den Wald. Trotz guter Ausschilderung schaffte ich es wieder einen Abzweig zu verpassen. Es ging wunderschön im Wald bergab, doch den Weg musste dann auf Asphalt wieder bergauf gehen. Durch mein ungeplantes Zick-Zack bekam ich zumindest die Sonne von allen Seiten ab. Wie ich später von Wanderern erfuhr, war der vorgesehene Weg nicht schön zu gehen gewesen. Er war wohl matschig und von umgestürzten Bäumen versperrt. Außer den Beiden begegneten mir ein Mopedfahrer, ein Auto, zwei Traktoren und Eberhard. Auf meinem Umweg kam ich an einem Tierheim vorbei und fragte nach dem Weg. Eberhard freute sich über den „Zufall“ meines Vorbeikommens. Er war schon mehrfach auf verschiedenen Wegen gepilgert und wir hatten ein nettes Gespräch. Er bot mir einen Kaffee an, ich lehnte ab. Warum eigentlich? Auf dem weiteren Weg hatte ich nun Zeit darüber nachzudenken.
Am Ende des Waldes in Oberzella, kurz vorm heutigen Tagesziel, stand ein Schild, welches auf eine Fußpflegepraxis hinwies. Klevere Geschäftsstrategie am Pilgerweg. Doch meine Füße hätte ich nach  einem 7 -Stunden - Marsch niemanden hinhalten wollen. 
In Vacha endete nicht nur der Ökomenische Pilgerweg, sondern auch Ostdeutschland.
Als Durchhalteorden gönnte ich mir einen riesigen Eisbecher. 
Das Schönste des Tages sollte aber noch kommen. Mein Mann war zu mir unterwegs, um mir Ersatz für die verlorenen Dinge zu bringen und mich noch einmal zu sehen, bevor ich zu weit weg bin.

Fazit:
Umwege sind zwar Fußbelastend, aber es ergibt sich meistens etwas Schönes daraus.



Freitag, 6. April 2018

Mechterstädt - Wünschensuhl


Fifti-Fifti-Pilgern

Gegen halb 8 sollte ich im Bodelschwingh-Hof zum Frühstück kommen. Ich war pünktlich, aber im Speisesaal waren die Stühle noch hochgestellt. So nutzte ich die Zeit und unterhielt mich mit der netten Frau am Empfang über den Bodelschwingh-Hof und die dort wohnenden und arbeitenden Klienten. Danach wurde mir ein super Pilgerfrühstück für kleines Geld von fürsorglichen Helfern vom Hof serviert.
Gut gestärkt fing ich an meine Sachen zu packen. Irgendwie war der Wurm drin. Immer wenn ich dachte,  alles ist verstaut, lag noch irgend etwas herum. Ich hatte das Gefühl, dass irgendwer den Rucksack kleiner gemacht hat. Schließlich war alles verstaut und ich war kurz vor halb 10 endlich abmarschbereit. Das war Rekordzeit im Bummeln. Meine beiden Mitpilgerinnen, eine Mutter mit Tochter, welche gestern Abend noch das Nachbarzimmer bezogen hatten, waren schon seit ca. 15 Minuten unterwegs. 
Der Weg führte hinauf in die Hörselberge. Nach einem recht steilen Aufstieg wurde die Strapaze mit einem herrlichen Blick über das Tal belohnt. Am Fuß der Berges hatte ich mir zwei Stöcke gesucht. Auf dem Kamm ging es weiter Richtung Venushöhle und Jesusbrünnlein. Der Abstieg war so belastend für meine Blasen-Füße, dass die Stöcke eher als Krücken, anstatt als Wandrrstöcke fungierten. Ich musste mich entschließen den zweiten Teil meiner Tagesetappe auf Rädern zurückzulegen. Das Auf und Ab von Eisenach nach Wünschensuhl hätte ich nicht geschafft. Ich ging noch zur Nikolaikirche und trabte dann zum Busbahnhof.
In dem Pilgerhostel gab es eine Küche, Dusche, WC und einen Schlafraum mit 2 Doppelbetten,  3 Klappliegen und 2 Sofas. Es kamen keine weiteren Pilger und ich hatte alles für mich allein. Ich hätte jede Stunde in einem anderen Bett schlafen können, aber verzichtete auf dieses Probeliegen.
Nachdem ich meine Hobbitfüße in die vorhandene Schüssel steckte ging es mir gleich viel besser. Danach konnte ich mich sogar zu einer Dorfbesichtigung aufraffen.
Morgen werde ich die 21 km nach Vacha laufen.

Resümee des Tages:
In den Hörselbergen möchte ich noch einmal mit heilen Füßen und Hugo wandern.
Vielleicht laufe ich irgendwann alle „Schummelstrecken“ tatsächlich noch.

Donnerstag, 5. April 2018

Frienstedt - Mechterstädt

Apothekenpilgern 

Ich lahme immer noch. 
Von meiner lieben Freundin und Heilpraktikerin Corinna bekam ich den Rat, mir Cartharis C30 Globuli zu besorgen. 
Ich lief die 3 km bis zur Bushaltestelle, rief in einer Apotheke in Gotha an und bestellte die Globuli, setzte mich in den Bus und fuhr zum Bahnhof in Gotha. Dort angekommen lief ich die 1,5 km zur Apotheke und mit einem kleinen gewollten Umweg über das Schloss Friedenstein zurück zum Bahnhof. Wobei „laufen“ wohl nicht die richtige Bezeichnung ist. Ich setzte mich in den Zug und fuhr auch die zweite Etappe für heute. In der heutigen Herberge, kam ich mir zwar wie eine Schwindlerin vor, als ich mich als Pilgerin auswies, aber was soll“s. Ich bezog ein sehr schönes Doppelbettzimmer mit eigener Dusche und WC für 8,-€. Auf dem Flur gab es eine kleine Küchenteile auf der ich mir etwas Reis zum Mittag kochte, da es in der Kantine so spät nichts mehr gab. Nach Wäsche waschen, Essen und Fußbad fühlte ich mich in der Lage hinunter ins Städtchen zu gehen, um mich mit Obst und Gemüse für mein Abendbrot zu versorgen. Dann suchte ich noch die Apotheke auf und kaufte mir ein paar Geeleinlagen in der Hoffnung, damit und mit der Globuli-Geheimwaffe morgen wieder gehfähig zu sein. Immerhin wares es heute doch 8,5 km, die ich auf meinen Blasen dahinhumpelte.

Mein Tages - Resümee
Ich kann mir Schwächen eingestehen und behalte das Ziel im Blick.  

Mittwoch, 4. April 2018

Stedten - Frienstedt

Teilzeitpilgerin und Resilenztest

Da meine Füße am Morgen nicht so aussahen, als würden sie die geplanten 33 km durchhalten, entschloss ich mich, bis Erfurt mit Bus und Bahn zu fahren. Die letzten 10 km bis Frienstedt würden als Lauftraining gut sein und reichen. Den ersten Bus verpasste ich ... wer lesen kann ist klar im Vorteil. Dafür hielt genau vor meiner Wartestelle das Bäckerauto und ich sicherte mir eine Zwischenmahlzeit.
Endlich in Erfurt angekommen war es schon Mittag. Ich begab mich auf Pilgermuschelsuche. So grob wusste ich ja, dass ich zum Dom musste. Auf dem Weg dorthin kam ich an der „Kirche am Weg“ vorbei und schaute rein. Mich empfang die Ausschreibung der Themen für diesen Monat und gelb unterstrichen stand da: „Die eigene Wiederstandsfähigkeit erkennen“. Na gut, dann mache ich das mal. Bin ja eh schon dabei, sonst wär ich heute nach Hause gefahren. Auf dem Weg Richtung Dom hielt ich in Sportgeschäften Ausschau nach einem Ersatz für meinen verlorenen Regenponcho. Die Preise waren jedoch jenseits von Gut und Böse. Aber von einem netten und wandererfahrenen Verkäufer erhielt einen Tipp für die Blasen. Einfach ein paar Blätter Breitwegerich in die Socken legen, Füße rein und weiter laufen. Und er meinte noch, dass ich mich nach ca. 2 bis 3 Wochen eingelaufen hätte und dann alles leichter wäre. Ich würde am Liebsten die Zeit vordrehen. Leichter wär JETZT toll. Im folgenden Verlauf schaute ich weder nach links noch nach recht. Entweder hoch auf Muschel-Wegweiser-Suche, oder runter auf der Suche nach Breitwegerich. Muscheln fand ich und folgte ihnen, um nach ca. einer Stunde festzustellen, dass ich in die falsche Richtung geführt werde. Niergendwo stand beschrieben, dass der Weg in beide Richtungen ausgeschildert ist. Also wieder ein Umweg. Aber immerhin fand ich Breitwegerich. Die nächste Bank war meine. Erst mal Ausruhen Socken trocknen und Füße hoch. Dank Handy fand ich nach ner ganzen Weile den richtigen Weg wieder. Zum Glück traf ich, wahrscheinlich durch meinen Umweg, keine anderen Pilger. Mein gehatsche hätte sich niemand mit ansehen können. Jedes lahmende Pferd läuft eleganter. Allerdings waren durch den Umweg wieder 20 km zusammen gekommen.
In Frienstedt bekam ich ein heimeliges Zimmer mit Dusche, WC und kleinem Vorraum mit Wasserkocher und Toaster auf Spendenbasis. Nachdem ich meine Wunden geleckt hatte eroberte ich den Gasthof im Ort - noch mal je 1 km hin und zurück.
Morgen werde ich wohl wieder einen Teil fahren.

Frage des Tages:
Was hat es damit auf sich, dass ich „immer“ Umwege laufe?
Erkenntnis des Tages:
Nich jede Muschel ist eine richtige für mich!

Dienstag, 3. April 2018

Poppel - Stedten


„ „Jeder ist seines Glückes eigener Schmied“ .. wie wahr!

Mein zweiter Pilgertag ist zu Ende. das selbst gesteckte Ziel erreicht. Aber wie...
Der Erste Teil der Strecke bestand aus Asphaltwegen, was mit dem Gewicht auf dem Rücken meinen Füßen nicht gefallen hat. Trotz 1 1/2 Jahre einlaufen der Schuhe und extra Anti-Blasen-Strümpfe, habe ich unter jeder Ferse eine Blase
In Lißdorf habe ich bei einer kleinen Pause meine Pilgermuschel an einer Bank hängen lassen und es erst kurz vor Eckartsberga gemerkt. Nochmal zurück gehen kam nicht in Frage. Hoffentlich freut sich jemand darüber.
Dann folgten Strecken mit schlammigen und ausgefahrenen Feldwegen.

Hier musste ich aufpassen, nicht zu stolpern und im Schlamm zu landen. Als mir in Buttelstädt eine freundliche Verkäuferin dann noch den falschen Weg zeigte, war mein Glück irgendwie aufgebraucht. In meinem Kopf existirten nur zwei Gedanken. „Aua“ und „ Ich bin kein Pilger - holt mich hier raus.“
Ich habe auch tatsächlich zu Hause angerufen. Das Gespräch hat mich etwas von den Füßen abgelenkt und ich bin weiter gelaufen. Mein Gangbild sah zwar eher aus wie das einer 95 Jährigen, die ihre Parkinsonmedikamente vergessen hat, aber besser als gar nicht weiter gehen.
Auf den letzten Kilometern  vielen mir dann Lieder und Gedichte ein. Doch irgendwie nur mit Pilger-tragischen Texten. Zum Beispiel „ Dieser Weg wird kein Leichter sein“, oder kurz vor Schluss die abgewandelte Version: „Sie erreichte die Herberge mit Mühe und Not - an ihren Beinen die Füße waren tot.“ Zu guter Letzt merkte ich bei der Ankunft, dass ich unterwegs irgendwo meinen Regenponcho verloren hatte. Ich habe ja nichts gegen Loslassen, aber doch bitte nicht von dem bisschen, was ich eh nur mit habe.
So, genug gejammert!! Es gab auch Schönes. Heute Früh haben die Vögel herrlich gezwitschert, in mehreren Orten haben die Glocken gerade geläutet, als ich ankam, und als ich fast da war, haben kurz vor mir 7 Rehe den Weg gekreuzt.
Mein Nachtlager habe ich heute im Turmzimmer der Stedtener Kirche. Den teile ich mir mit der ersten Pilgerin, die mir begegnet ist.
Mal schauen, wie sich meine Füße morgen Früh anfühlen...

Tipps für andere Pilger:
Schuhe mit Gepäck auf dem Rücken einlaufen
keine wegweisenden Tipps von Menschen mit recht-links-Schwäche annehmen.

Fazit des Tages:
mein Mann tut mir gut
es gibt immer noch eine Stegerungsform von Schmerz


Montag, 2. April 2018

Naumburg - Poppel


Ich bin losgelaufen.

Mein Mann hat mir schon am Vormitrag, während ich noch arbeiten war, einen Start-Pilgerstempel im Naumburger Dom organisiert. Dabei hat er erfahren, dass Pilger eine kostenlose Domführung erhalten.
Da ich die offizielle Etappe des Ökumenischen Pilgerweges zwischen Naumburg und Eckartsberga schon kannte, lief ich eine andere Strecke. Diese war zwar weiter, da ich mich irgendwie vertan hatte und auch schwerer, aber schön. Sie führte mich an der Bahnschiene bis Almrich, dann über die Saale, nach links den Weinbergweg entlang bis Bad Kösen. 

Dort die Treppen hinauf zur Villa Ilske und weiter zur Wilhelmsburg, die Straße entlang nach Fränkenau und dann über einen schlammigen Feldweg erst einmal bis nach Punschrau. 
Von meinem Mann war es ein Abschied auf Raten. Nach dem ich knappe 3 Stunden unterwegs war, trafen wir uns bei Freunden in Punschrau. Dort besichtigten wir die Pfarre, in der neben einer Pilgerherberge mit WC, Dusche und Küche auch eine Bilderausstellung zu finden sind. Für meinen Pilgerpass gab es einen schönen Stempel.
Hugo begleitete mich noch ein kleines Stück auf dem Weg Richtung Poppel und dann verabschiedeten wir uns - (wahrscheinlich) für ein viertel Jahr.
In Poppel wurde ich liebevoll aufgenommen und verpflegt. 
Nicht dass es mich wirklich interessiert, doch der Schrittzähler in meinem Handy kam auf 27898 Schritte. Das wären bei meinem Schrittmaß ca. 20 km. Nicht schlecht für einen halben Tag, aber auch kein Wunder, wenn ich statt abzukürzen, in der eigenen Region Umwege laufe.
Ich merke meine Füße ganz schön und der Rucksack drückt auf meine Sturzstelle von gestern.
Wie eine Pilgerin fühle ich mich noch nicht, wobei ich ja gar nicht weiß, wie sich eine Pilgerin fühlt.

Sonntag, 1. April 2018

Möchtegernpilgerin Teil 5

Die Testphase ist abgeschlossen.

- als Kocher ist nur die Tasse, eine kleine Edelstahlschahle, der Aufsatzring und der
   Trockenbrennstoff übrig geblieben
- das Tarpe bleibt zu Hause, Poncho darf mit.
- Inliner bkeiben daheim...
  ... Bei der ersten längeren Probefahrt (15 km) habe ich kurz vor Ende ein paar Bauarbeitern
      hinterher geschaut und dabei einen kleinen Ast auf dem Weg nicht gesehen. Natürlich hatte ich
      keine Knieschützer dsbei und bin voll auf dem linken Knie gelandet. Üblicher Weise schauen
      schauen ja Männer den Frauen nach und laufen irgendwo dagegen oder stürzen, ich kann das
      auch.
      Gestern hab ich sie nur mal kurz im Keller an gehabt und glatt mit dem Stopper am
      Mini-Kellerabsatz hängen geblieben und landete unsanft auf dem Hintern und der Hand.
      Also fragte ich meinen Mann nach seiner Meinung. Gemeinsam fanden wir, dass die Gefahr,
      mich unterwegs so zu verletzten, dass ich den Weg nicht weiter gehen kann, zu groß ist.

Morgen geht es nun tatsächlich los und würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht aufgetegt bin.
Der Rucksack ist gepackt und das Stubenchaos hat endlich ein Ende.

 
         
       

 Genau 11 kg wiegt nun das Ganze und will jeden Tag getragen werden, 90 Tage lang.

Morgen geht es erst einmal auf dem Ökomenischen Pilgerweg bis nach Poppel, wo ich bei einer Lieben Kollegin übernachten werde. :-)

(Das ist der erste Versuch, vom Handy zu schreiben. Leider konnte ich die Bilder nur per PC einfügen. ich hoffe, das bekomme ich noch irgendwie per Handy hin.)