Donnerstag, 12. April 2018

Kinzigstausee - Gelnhausen

Schneckentempopilgern

Das Gewitter gestern aus dem Zelt zu beobachten war schon spektakulär. Ich hatte noch kurz Besuch von 2 Joggern, die sich vor dem Regen schützten. Sie wunderten sich nicht mal über das Zelt - das wunderte mich nun wieder. ;-)
Das Gewitter zog schnell vorbei und es blieb nur der Regen die ganze Nacht über. Früh hängte ich alles zum trocknen auf, denn im Gegensatz zu mir hatte das Zelt geschwitzt. Es regnete bis ca. 10 Uhr. Meine Sachen waren kalt und klamm und das Anziehen erinnerte mich an meine Wettkampfpaddelzeit. Das kostete auch immer etwas Überwindung, mich in den kalten, feuchten Neoprenanzug zu zwängen.
Der herrliche Blick über den See entschädigte für Alles. Ich war glücklich und zufrieden - bis auf meine Füße.
Halb elf war alles wieder im Rucksack verstaut und ich überredete meine Füße weiter zu laufen. Zwei Stunden später saß ich einer Gaststätte bei Spaghetti und hatte gerade mal 6 Kilometer geschafft. Mein Wanderstock half mir wieder als Krücke und mein schmerzverbissenes Lächeln werteten mir entgegenkommende Wanderer zum Glück als Freundlichkeit.
Zumindest war es landschaftlich schön. Links von mir floss der Bach, da hätte ich gut paddeln können, statt auf wunden Füßen zu gehen.
Ich konnte gut beobachten wie aus dem klaren Wasser nach einer Stadt ein trübes wurde und es sich nach mehreren Staustufen und Wehren wieder selbst reinigte und immer klarer wurde.
Auf der rechten Seite verlief die Bahnschiene. Da hätte ich gemütlich sitzen und die Landschaft betrachten können. Aber nein, ich latsche.
Gegen 15 Uhr war ich erst an dem für gestern gedachten Ziel angekommen. Ich konnte nicht mehr. Im Gewerbegebiet von Wächtersbach suchte nach irgendetwas, was meinen Füßen Erleichterung bringen könnte. Ich deckte mich mit Geeleinlagen, Schuhpolstern und dünneren Socken ein und probierte alles aus. Nichts ging wirklich. In Wächtersbach bekam ich kein Zimmer, also setzte ich mich wiederwillig in Zug  zum geplanten Ziel des heutigen Tages - Gelnhausen. Dort hatte ich mehrfach telefonisch versucht jemanden im Pfarramt zu erreichen, um zu erfragen, ob es eine Pilgerherberge gibt. Die Wanderer die mir auf der Strecke nach Wächtersbach entgegen gekommen waren, meinten so etwas gäbe es dort nicht, aber im Hotel 'Grimmelshausen' gäbe es immer ein Platz für Pilger. Nun stand ich in Gelnhausen auf dem Bahnhof und erfuhr per Telefon, dass es im besagten Hotel keinen Platz gab. Ich könne es in einem den 4 anderen Hotels versuchen, doch man machte mir keine Hoffnung. Die Günstigeren waren ausgebucht und für den Preis für mindestens 2 Nächte zum Ausruhen hätte ich mehr bezahlt, als für eine Fahrt nach Hause und zurück. Also überlegte ich, noch weitere Etappen nach vorn zu fahren und dort in einer Bleibe für 2 bis 3 Tage meine Füße zu regenerieren. Ich geriet etwas in Zeitnot. Es war schon kurz vor 18 Uhr. Aus dem Zug Richtung Frankfurt war ich vorhin ausgestiegen, der Nächte fuhr in wenigen Minuten. Der Zug Richtung Heimat kam auch gleich. Ich traktierte das Internet per Handy, um ein Zimmer zu finden. Ich schaute in Frankfurt, Hanau und Mainz, ohne Erfolg, der auch bezahlbar gewesen wäre. Der Zug Richtung Frankfurt kam und ich wollte nicht, ohne zu wissen wie weiter, einsteigen und er fuhr ohne mich los Also schaute ich in die andere Richtung. Die Zugfahrt nach Hause, dort zum Nulltarif übernachten, ein paar Tage die Füße pflegen und dann mit dem Zug wieder hierher zurück wäre günstiger und einfacher als alles Andere. So saß ich kurz darauf heulend im Zug Richtung Fulda, Erfurt, Naumburg. Alles, was ich bereits erlaufen hatte, zog nun rechts an mir vorüber.
So war das Ganze nicht geplant.

Fazit:
Es geht immer noch schlimmer.
So schnell gebe ich nicht auf.
Fortsetzung folgt!!