Samstag, 21. April 2018

Point de Grave - Camping Municipal du Gurp

Links die Sonne, rechts das Meer, die Füße heil - das gefällt mir sehr

Heute Früh saß ich 8:00 Uhr am Frühstückstisch und genoss mein erstes französisches Frühstück. Das Weißmehlzeugs ist ja sonst nicht so mein Fall, aber hier gehört es nun mal dazu.  Es gab ein paar Scheiben vom Baguette, Butter, Marmelade, Kaffee, Saft und ein Croissant. Das sah recht frisch aus und war auch knusprig, nur im Mund entwickelte es sich zu einer zähen Masse. Am Nachbartisch tunkte eine Frau ihr Croissant in den Kaffee. Ich tat es ihr gleich und siehe da, es hatte auch im Mund eine angenehme Konsistenz.
Dann machte ich mich auf den Weg zur Fähre. Irgendwie war der Rucksack heute leichter. Am Loslassen lag es jedoch nicht! Es ist Alles noch da. :) Kurz nach 10 stand ich auf der Halbinsel Medoc. Hier ist auch der Beginn des französischen Küstenweges. Anfangs lief ich neben einem Bahngleis auf einem Radweg. Das heißt, ich lief dazwischen, weil ich nicht auf dem Asphalt laufen wollte. Dem abgelatschten Gras nach zu urteilen, war ich da nicht die Erste. Der Weg führte, gut markiert, durch einen Pinienwald. Von rechts hörte ich die ganze Zeit das Meer rauschen und links über mir schien die Sonne. Ich kam gut voran und die Füße machten mit. 
Im ersten Ort, Soulac-sur-Mer, ging ich in die Basilika, in der eine schöne holzgeschnitze Figur von Saint Jacques, dem Pilger nach Santiago de Compostela, steht. Die Basilika soll früher Anlaufpunkt für viele Pilger gewesen sein. Wurde dann durch Meer und Sand zerstört und später zur heutigen wieder aufgebaut.
Im Ort schlenkerte ich durch einige Geschäfte. Ich hatte werder Hunger noch Durst, vergaß jedoch dass Samstag war und kaufte mir nichts zu essen. Als ich es mitbekam fand ich es gar nicht schlimm, denn laut meinem übersetzten Pilgerführer sollten noch mehrere Campingplätze mit Supermärkten folgen. Was folgte waren Campingplätze, der Rest viel weg. Teilweise waren sie wie ausgestorbene Geisterstädte, die auf eine Wiederbelebung warteten. Zumindest gab es ab und zu ein paar Restaurants. Im nächsten kleinen Ort gönnte ich mir im Schatten eines Baumes auf der Wiese neben der Kirche eine ausgiebige Siesta. 15:00 Uhr trabte ich weiter. Die Sonne schien, aber der Wald war zu Ende. Zum Glück hatte ich meinen Sonnenhut dabei. Und für den Rest galt die Aussage meines Papas: „Ich bin bis 40 Grad zugelassen.“
Beim Gehen kamen immer wieder irgendwelche Gedanken. Doch jedes Mal das Handy oder mein Notitzheft rausholen, um sie festzuhalten wäre zu umständlich. Ich wünschte es gäbe ein Gedanken-lese-und-aufzeichengerät.
Gegen 17:30 kam ich wieder, laut Karte, an einen Campingplatz und hier sollte mein Tag enden.
Schon im vorbeigehen sah ich die gähnende Leere. Egal, ich geh nicht mehr weiter. Die angekündigten Lokale vorm Strand hatten offen, der Supermarkt nicht. Also gönnte ich mir wieder ein französisches Abendbrot. Schließlich würde ich ja die Zeltplatzgebühren  einsparen.
Es war einfach nur köstlich und liebevoll hergerichtet.
Danach ging ich ans Meer. Hinein, ganz gegen meine Art, nur bis zu den Knien. Da keine Dusche in Aussicht war, wollte ich nicht so salzkleberig und sandig ins Zelt. Zurück auf dem Campingplatz (die Schranke war offen) suchte ich mir einen schönen Platz für mein Zelt und rettete mich hinein vor den Mücken. Von meinem sicheren Aussichtspunkt konnte ich zum krönenden Abschluss des Tages einen herrliches Abendrot beobachten.

Fazit:
Ich glaube jetzt bin ich Pilgerin