Montag, 30. April 2018

Parentis en Born - Saint Paul en Born

Regentag

Das Gästehaus verließ ich schon um acht. Als ich am Tor war, kam die Besitzerin gerade aus ihrem Haus, So konnte ich mich noch verabschieden und meine Neugier stillen. Sie war Schweitzerin und mit ihrem Mann hier geblieben, weil es ihnen gefallen hatte.
Gestern und in der Nacht war es zum Regen auch sehr windig gewesen Das wollte ich auf meinem Weg bitte nicht haben. Regen wär mir heute egal, irgendwann wollte ich ja meine Regenausrüstung testen. Ich bekam es, wie bestellt. Dauerregen den ganzen Tag, aber ohne Wind.
Zum Glück war es nicht warm, sonst hätte ich sicher unter dem Regenponcho geschwitzt. Der Regen machte mir nichts aus und ich schritt fröhlich vor mich hin. Die Schuhe waren dicht, bis zu den Knien hatte ich Gamaschen und über mir und Rucksack mein Poncho. Die einzige Herausforderung war die Blase zu entleeren. Aber nun weiß ich, dass auch das mit Rucksack auf dem Rücken, Bauchtasche und Poncho geht.:)
Gegen 10 rief ich dann mutig in der Mairie (so wars wie die Gemeindeverwaltung) an, um nach der Pilgerherberge zu fragen. Es kam wie gedacht. (Ich ssge es anderen immer wieder - achte auf deine Gedanken!) Auf französisch sagte ich, dass ich Pilgerin sei und für heute eine Übernachtung suche. Die Frau am anderen Ende schien mich verstanden zu haben und fragte nach, ob nur 1 Person. Das konnte ich bestätigen. So weit so gut. Da es im Pilgerführer nicht näher beschrieben, fragte ich nach der Straße. Ich hatte auf eine „ Straße, Hausnummer“-Antwort gehofft, aber es kam scheinbar eine gsnze Stadtbeschreibung. Ich verstand kein Wort. Das tat ich auch kund, nur damit war die Frau dann überfordert. Zum Glück konnte eine Mitarbeiterin etwas englisch und sagte nur Hauptstraße und ich solle vor 5 da sein. Puh...das hat ja dann irgendwie noch geklappt.
Da sich sowieso keine Gelegenheit für eine Mittagspause im Regen ergab, lief ich die 21km am Stück durch. Lange Strecken dachte ich einfach nichts - Eckhart Tolle wär stolz auf mich. Dann kamen aber auch mal Gedanken, wie... Warum latsche ich hier einsam rum?; Was würden Hugo und ich jetzt machen, mit noch 2 Monaten frei?; Sollten wir lieber die Zeit gemeinsam verbringen und paddeln, oder radeln?...Bis mich ca. 2 Kilometer vorm Ziel ein ausgewachsener Schäferhund plötzlich aus den Gedanken riss. Er kam aus einem Grundstück heraus, mich ankleffend auf mich zu gestürmt. Erschrocken wie ich war „bellte“ ich zurück: „ Lass mich ja ihn Ruhe! Ich tu dir nichts, also tu du mir auch nicht!“ Wahscheinlich war er von meinem Sachsen-Anhaltinisch beeindruckt. Jedenfalls hörte er auf zu kleffen und ließ mich weiter ziehen.
An der Mairie angekommen, die tatsächlich nicht schwer zu finden war, herrschte deutsche Bürokratie. In ein Buch wurde die Nummer meines Pilgerausweises, mein Name, wann ich wo gestartet bin und wo ich gedenke hin zu gehen eingetragen.  Dann bekam ich den Schlüssel für ein Nebengebäude und fand eine Toilette, eine Dusche, eine geräumige Küche mit Tisch und Stühlen für 4 Personen und einen Raum mit Doppelstockbett. Eine Herberge zum wohl fühlen. Leider ist sie die Einzige auf der ganzen Voie Littorale.
Ich ging noch vorsorglich einkaufen, denn auch in Frankreich ist der 1. Mai ein Feiertag und kochte mir ein leckeres Abendbrot.

Fazit:
Der französische Küstenweg wär sicher populären, wenn es mehrere Herbergen gäbe.
Gedanken kommen und gehen, aber schlaue sind immer noch nicht dabei.